Rezension

Viel Luft nach oben

Bitterzart - Gabrielle Zevin

Bitterzart
von Gabrielle Zevin

~~"Bitterzart" ist der Auftakt einer Reihe der amerikanischen Autorin Gabrielle Zevin, in deren Mittelpunkt die sechzehnjährige Anya steht. Wir schreiben das Jahr 2083, Handlungsort ist New York. Eine neue Prohibitionsära ist angebrochen, in der Schokolade und Kaffee illegal sind. Anyas Eltern wurden getötet und so ist sie nun das Oberhaupt der Balanchine-Familie und muss für ihre Geschwister sorgen, die sie vor den kriminellen Machenschaften der "Familie" beschützen will, die verbotenerweise Schokolade herstellt und über dunkle Kanäle vertreibt. Aber dann kommt sie selbst mit dem Gesetz in Konflikt, doch der neue Oberstaatsanwalt sorgt dafür, dass sie, zwar mit Auflagen, aus der Erziehungsanstalt entlassen wird. Und dieser Vertreter des Gesetzes ist ausgerechnet der Vater von Win, der Anyas erste große Liebe ist. Na also, da haben wir ja schon die Romeo-und-Julia Geschichte!

 Gabrielle Zevin hat in diesem Buch eindeutig Potenzial verschenkt, denn schlussendlich reduziert sich die Story auf eine simple Teenager-Liebesgeschichte, die nun wirklich nicht den Handlungsrahmen einer Dystopie benötigt hätte. Es fehlen Erklärungen, warum sich die Gesellschaft, in der die Protagonistin lebt, so und nicht anders entwickelt hat. Wer macht die Regeln? Welchem Zweck dienen sie? Warum verbietet jemand Schokolade und Smartphones? Warum gibt es keinen Widerstand?

 Die Geschichte plätschert ziemlich nichtssagend vor sich hin, und nicht nur die Protagonistin sondern auch die anderen Personen in diesem Buch – und es gibt wirklich eine Vielzahl davon - wirken sehr "blutleer", sie sind einfach nicht interessant angelegt. Außerdem agieren sie sehr oft völlig irrational und nicht nachvollziehbar. Das hat zur Folge, dass man als Leser bei der Lektüre keine Beziehung zu ihnen aufbaut, und so ist eigentlich völlig egal, was mit ihnen geschieht.

 Die Autorin hat zweifelsohne zielgruppenorientiert geschrieben, denn für wen, außer für amerikanische Jugendliche käme ein Smartphone-Verbot einer mittleren Katastrophe gleich? Wie innovativ war dazu im Vergleich doch die Panem-Trilogie von Suzanne Collins!

 Ich hoffe sehr, dass die Autorin sich in den Nachfolgebänden steigern kann, Luft nach oben ist zumindest ausreichend vorhanden. Im Original ist die Fortsetzung bereits erschienen, und auch die deutsche Übersetzung wird bestimmt nicht lange auf sich warten lassen.