Rezension

Viel mehr als eine Liebesgeschichte

Cassia & Ky -- Die Auswahl - Ally Condie

Cassia & Ky -- Die Auswahl
von Ally Condie

Bewertet mit 4 Sternen

Eine beklemmende Dystopie über einen stillen Aufstand für eine selbstbestimmte Zukunft. Tiefsinnig, erschreckend und berührend.

Stell dir vor, du lebst in einer Gesellschaft, die alles überwacht – ALLES. In dieser Zeit, in der Poesie, Worte und Wissen so wertvoll sind und vor allem selektiert werden, es so schwer ist (...)„gegen die Strömung der Gesellschaft anzuschwimmen“(...), steht die junge Cassia zwischen zwei jungen Männern, denen sie beide Gefühle entgegen bringt. Eine Wahl treffen darf sie offiziell nicht, dies übernehmen Funktionäre des Systems für sie. Wen von beiden liebt sie wirklich, oder liebt sie etwa beide?

 

Gleich zu Anfang ist mir der Schreibstil positiv aufgefallen. Sehr zart und vorsichtig, fast schon poetisch erzählt Ally Condie die Geschichte von Cassia und Ky, die sich durch eine Verwechslung im Zuge der hochoffiziellen Verpaarung von Cassia näher kennen lernen.

Mit der Handlung hatte ich in den ersten Kapiteln so meine Schwierigkeiten. Diese dystopischen Welt deren Bewohner empfand ich als erschreckend nüchtern und eintönig. Naja, kontrolliert eben. Von Kapitel zu Kapitel und Entdeckung zu Entdeckung hin, entwickelt sich dort aber nicht nur eine romantische Liebesgeschichte, sondern auch ein tiefes (Ein-)Verständnis hinsichtlich eines stillen Aufstandes für den Traum einer selbstbestimmten Zukunft.

Cassia und Ky verlieben sich ohne Erlaubnis des restlos kontrollierenden Systems ineinander, dürfen dies im Außen aber nicht zeigen, da ihnen ansonsten Sanktionen drohen. Darum spielt sich so vieles im Verborgenen ab. Was im Außen nicht blühen darf, entsteht tief im Inneren. Und genau dies hat die Autorin durch Ihren Erzählstil wunderbar transportieren können. Es war mir, als entwickle ich mich mit, als stünde ich auf und kämpfte selbst für meine Würde und meine Entscheidungsfreiheit. Dieses Buch hat mich sehr berührt.

Unzureichend dargestellt fand ich den Punkt, an dem Cassias Interesse an Ky aufflammt. Ich habe lange darüber nachgedacht, warum die Protagonistin ihr Herz so unwiderruflich an Ky verloren hat. Zwischenzeitlich empfand ich die Charaktere außerdem als ziemlich flach, doch in einer Gesellschaft, in der alles unter Kontrolle steht, kann man sich auch nicht entfalten oder Gefühle zeigen. Im Nachhinein fand ich es sogar sehr stimmig.

 

Ein Buch über die Liebe, über die menschliche Würde, Zusammenhalt und Vertrauen. Für mich überraschend tiefsinnig und ein herzzerreißendes Ende.