Rezension

Viel Potential, das der Autor leider zur kurz abgehandelt hat

Love Story, 3 Audio-CDs - Erich Segal

Love Story, 3 Audio-CDs
von Erich Segal

Was kann man über ein Mädchen sagen, das mit fünfundzwanzig Jahren gestorben ist?

Mit diesem Satz leitet Erich Segal seinen Roman „Love Story“ ein, der es bereits im Jahre 1970 auf die Bestseller Listen geschafft hat. Jetzt hat der Argon Hörbuch Verlag die Geschichte als ungekürztes (!) Hörbuch neu aufgelegt. Gelesen wird „Love Story“ von Mark Waschke, der meiner Meinung nach sehr gut zu der Geschichte gepasst und den Erzähler Oliver authentisch rübergebracht hat.

Das Hörbuch dauert insgesamt drei Stunden, der gleichnamige Roman ist 155 Seiten lang – und genau da lag für mich das Problem. Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich glauben, es handele sich um eine gekürzte Hörbuchfassung oder um eine Kurzgeschichte. Alles geht wahnsinnig schnell und da bleibt kaum Zeit für Gefühle. Wenn man den Klappentext gelesen hat, weiß man schon nahezu die ganze Geschichte und mehr kann sie einem dann leider auch nicht bieten. Als Hörerin blieb ich trotz des dramatischen Inhalts stets distanziert, ich konnte die romantischen Gefühle der Protagonisten füreinander nicht nachvollziehen und habe einfach ihre Biografie zur Kenntnis genommen. Daher war es mir auch unbegreiflich, warum beide mit 20 nach wenigen Monaten unbedingt heiraten und sich dafür über alle Widerstände hinwegsetzen mussten. Ich habe einfach nicht verstanden, warum sie einander liebten.

Über das Mädchen, das mit fünfundzwanzig gestorben ist, weiß ich nichts. Ich kann nicht viel über sie sagen, außer dass sie wohl Musik und Oliver liebte. Ich habe sie nicht kennengelernt und weiß nicht, ob sie liebenswürdig, zickig oder langweilig ist. Für eine emotionale Liebesgeschichte ist es ein großes Defizit, wenn die Identifikation mit den Liebenden und ihren Gefühlen fehlt. Eigentlich sollte ein Roman diesen Inhalts an niemandem spurlos vorbeigehen, doch bei mir ist genau das leider geschehen. Der Autor hätte wahnsinnig viel aus diesem Potential schöpfen können, hätte er nur etwas ausführlicher und mit mehr Details erzählt. So kann ich „Love Story“ leider nicht weiterempfehlen und verstehe auch nicht den Hype, den es in den 70er Jahren um dieses Buch gegeben hat.