Rezension

Viel Potential, das nicht immer ganz ausgeschöpft wurde

Adel verpflichtet - Der Agent der Krone - A. P. Glonn

Adel verpflichtet - Der Agent der Krone
von A. P. Glonn

Aberwitzig, abgedreht, mit tollen historischen Referenzen aber manchmal etwas zu viel des Guten

Inhalt

Prinz Albert Victor Christian Edward, Duke of Clarence und Avondale und Enkel Königin Victorias von England, wird der britischen Thronfolge einst nach seinem Vater König von England werden. Doch Staatsgeschäfte langweilen den jungen Mann fürchterlich und so hat er mit seiner Grandma einen Deal geschlossen: Sie stellt ihn ihn der Öffentlichkeit als Volltrottel dar und wird eines Tages dafür sorgen, dass statt ihm sein jüngerer Bruder George den Thron erbt, wenn er dafür als Geheimagent für die Krone arbeitet.

Ein fairer Deal, hat Eddy Christians, wie er sich fortan nennt, befunden und muss sich nun mit verschwundenen Informanten, gefährlichen russischen Waffen, einem mörderischen Plan, der Englands Königshaus bedroht, und kauzigen Beratern Queen Victorias rumschlagen.

 

Meinung

England im 19. Jahrhundert sind mein Lieblingsort und meine Lieblingsepoche für historische Romane, Steampunk ist ein äußert faszinierendes Genre und die Geschichte klang witzig und spannend zugleich, sodass ich dieses Leseexemplar dankend angenommen habe.
Meine Erwartungen konnten leider nur zum Teil erfüllt werden.

Das historische Setting ist ziemlich gut gemacht, sowohl von den Anspielungen auf reale Ereignisse und Personen als auch von den Beschreibungen her. Man kann sich die majestätischen Gebäude Sankt Petersburgs und die schmutzigen Gassen Whitechapels bildlich vorstellen und fühlt sich gleich in diese Zeit und an diese Orte versetzt, wenn Eddy sie im Buch besucht. Auch baut A.P. Glonn diverse historische Ereignisse und Persönlichkeiten ein, nicht zuletzt Eddy selbst, und verwebt historische Fakten gekonnt so mit seiner Geschichte, dass letztere sich nicht nur nicht mit den Fakten beißt, sondern diese zum Teil sogar erklärt.
Dies tut die Autorin mit sehr viel Witz und Charme und ich musste das ein oder andere mal schmunzeln.

Auch die Dynamik zwischen den Figuren ist meist recht unterhaltsam, wenn beispielsweise Eddy mit seiner saloppen Art mit seinem Ausbilder Alf oder seiner Großmutter, der Queen, aneinandergerät. Ansonsten konnten mich die Figuren jedoch leider nicht immer wirklich überzeugen. Eddy ist zwar recht sympathisch, bleibt aber für meinen Geschmack stets etwas zu blass, während die anderen Figuren oft die Rolle bestimmter Stereotype einnehmen, beispielsweise der verrückte Professor Andrew oder die Queen als strenge, selbstsichere, kluge und fehlerlose Chefin.

Was dem Buch meiner Meinung nach auch nicht gut getan hat, ist, dass es in zwei größere Teile mit einzelnen Geschichten gespalten ist, die inhaltlich etwa drei Jahre auseinanderliegen und erstmal wenig miteinander zu tun haben. Dadurch kommt in beiden Geschichten der Konflikt etwas zu kurz und kann nicht komplex genug ausgearbeitet werden, wodurch die Auflösung in beiden Fällen etwas plump und zu einfach wirkt. Hier wäre es vielleicht günstiger gewesen, das Buch etwas umfangreicher zu gestalten oder besser noch eine zweibändige Reihe daraus zu machen.

Ein Punkt, von dem ich mir ebenfalls mehr erwartet hätte, waren die Steampunk-Elemente (Elemente moderner Technik, die es im 19. Jahrhundert noch nicht gab, beispielsweise eine Art Funkgerät oder kugelsichere Westen). Diese sind zwar in großer Zahl vorhanden und auch äußerst kreativ, jedoch fehlte mir hier oft die "wissenschaftliche" Erklärung. Selbstverständlich konnte und kann es teilweise immer noch diese Erfindungen nicht wirklich geben, aber einige kleine, ausgedachte Erklärungen, die die Ideen nicht ganz so aus der Luft gegriffen und wie Magie hätten wirken lassen (denn das sollen sie ja nicht darstellen), fehlen in meinen Augen noch, um das Buch zu einem guten Steampunkroman zu machen.

 

 

Fazit

"Adel verpflichtet" ist ein unterhaltsames Buch mit kreativen Ideen und teilweise charmanten Dialogen, das vor allem wunderbar in den historischen Kontext eingebettet ist. Leider waren mir die Figuren oft zu flach und zu stereotyp, die beiden Hauptteile der Geschichte zu kurz und daher nicht komplex genug und den Steampunk-Elementen fehlte es an einigen Hintergrundinformationen, sodass ich 3 Sterne vergebe.