Rezension

Viel Spannung, geniales Worldbuilding und tolle Charaktere

Children of Blood and Bone - Tomi Adeyemi

Children of Blood and Bone
von Tomi Adeyemi

Bewertet mit 4.5 Sternen

"Children of Blood and Bone" wurde bereits im englisch-sprachigen Raum stark gehypt und ist auch auf deutschen Blogs sehr präsent. Es sollen wohl sogar schon die Filmrechte vergeben worden sein. Daher bin ich mit wirklich hohen Erwartungen an das Buch und die Geschichte gegangen.
In der berüchtigten Blutnacht ließ der König von Orïsha alle Menschen, die Magie ausüben konnten, töten. So kam auch Zélies Muter ums Leben. Die übrig gebliebenen Mitglieder von Zélies Volk werden versklavt und unterjocht, bis Zélie eines Tages die Chance bekommt, die Magie zurück zu holen. Gemeinsam mit ihrem Bruder Tzain und Prinzessin Amari bricht Zélie auf, um die magischen Artefakte zusammenzutragen und an ihren Bestimmungsort zu bringen. Doch Amaris Bruder Inan, der Kronprinz, ist den Dreien dicht auf der Spur und will die Rückkehr der Magie um jeden Preis verhindern.
Das Worldbuilding der Autorin ist wirklich genial und konnte mich komplett fesseln. Neben der Magie gibt es immer wieder neue spannende und vielseitige Settings zu entdecken, wodurch man mit der Zeit ein immer besseres Bild von Orïsha bekommt. Der afrikanische Einschlag des Buches wird hierbei zum Beispiel an der Kleidung der Menschen, ihrem Aussehen und den Speisen deutlich, was mir ausgesprochen gut gefallen hat. Es hat mich lediglich etwas gestört, dass immer wieder erwähnt wurde, wie schwarz manche Charaktere sind. Solche Wiederholungen von Beschreibungen mag ich einfach nicht, da der Autor damit in meinen Augen suggeriert, dass der Leser das schon wieder vergessen haben könnte und es ihm deshalb noch mal vor Augen führen will.
Der Schreibstil ist wirklich fesselnd und hat mich von den ersten Seiten an in seinen Bann gezogen. Die Handlung entfaltet sich schnell und der Spannungsbogen wird immer wieder angezogen. Besonders beim großen Showdown am Ende konnte ich das Buch nicht aus der Hand legen und war wirklich begeistert, wie alles endete. Natürlich bin ich nun sehr gespannt auf die Fortsetzung, auf die wir leider noch viel zu lange warten müssen. Insgesamt gibt es auch recht viel Brutalität, Gewalt und Blut in dem Buch, was für sanftere Gemüter ein Kritikpunkt sein könnte. Ich fand die Beschreibungen aber angemessen und sie passten einfach zu einem High Fantasy Buch, in dem es gewissermaßen Sklaverei gibt und Minderheiten ausgebeutet werden. Es gibt aber auch ruhigere Passagen, wodurch man zwischendurch mal zum Verschnaufen kommt.

"Man darf kein ganzes Volk wegen der Vergehen einiger weniger versklaven."

Mit Zélie als Protagonistin hatte ich ab und zu meine Schwierigkeiten. Sie ist geprägt von ihrer Wut auf die Machthaber von Orïsha und handelt demnach manchmal blind und ohne nachzudenken. Auch wenn ich ihr Verhalten durchaus nachvollziehen kann, war sie mir dadurch dennoch nicht immer sympathisch.
Spannend fand ich, dass das Buch nicht nur aus Zélies Sicht erzählt wird, sondern abwechselnd auch Prinzessin Amari und Prinz Inan zu Wort kommen. So bekommt man als Leser völlig neue Einblicke in die Geschichte und das Leben in Orïsha. Amari hat sich am Hof nie wirklich wohl gefühlt und erfüllt das Klischee der Prinzessin, die die Welt verändern möchte. Der Kronprinz Inan hingegen ist der ganze Stolz des Königshauses und steht hinter der Einstellung, dass die Magie böse ist und ausgelöscht bleiben muss. Inan war für mich der spannendste Charakter des Buches, da er eine geniale Entwicklung durchmacht, die mich zudem immer wieder überraschen konnte.
Neben der actionreichen Handlung darf in einem Jugendbuch natürlich auch die Liebesgeschichte nicht fehlen - und davon gab es hier sogar zwei. Eine der beiden fand ich süß eingebunden und nachvollziehbar gestaltet, die andere hingegen entzog sich vollkommen meinem Verständnis. Hier war mir die Entwicklung zur Liebe zu wenig greifbar.
Ausnahmsweise erwähne ich hier auch das Nachwort der Autorin, in welchem sie explizit auf den Rassismus in den USA eingeht und wie wichtig es ist, dass es mehr Bücher mit farbigen Protagonisten gibt. Bücher, in denen Minderheiten sich wehren und für ihre Rechte kämpfen sind nötig, denn leider existieren noch zu viele Misstände auf diesem Gebiet und jeder einzelne muss dazu beitragen, dass Menschenrechte nicht mit Füßen getreten werden.

Fazit:

"Children of Blood and Bone" ist ein temporeiches High Fantasy Abenteuer für jung und alt. Handlung, Charaktere, Worldbuilding und Entwicklungen überzeugen auf ganzer Linie. Lediglich eine der beiden Liebesgeschichten konnte mich nicht von sich überzeugen.