Rezension

Viel ungenutztes Potenzial

Die Stadt der Seher -

Die Stadt der Seher
von Christoph Hardebusch

"Die Stadt der Seher" handelt von dem jungen Marco, der auf den Straßen der mächtigen Stadt Vastona lebt, bis er das Große Glück hat, vom mächtigen Orden der Seher als Fedele aufgenommen zu werden. Hier hat er endlich ein Bett, zu Essen und ein Dach über dem Kopf und ist gewillt, seine Sache gut zu machen, auch die geheimnisvollen Rituale, zu denen die Seher ihn nach einiger Zeit rufen. Doch bald wird ihm klar, dass die Seher nicht so gut sind, wie es scheint.

Nachdem ich zunächst ein paar Schwierigkeiten mit dem Schreibstil des Buches hatte, kam ich dann doch sehr schnell in die Geschichte hinein und war bald gefesselt von der Handlung. Gleichzeitig fielen mir aber schon von Beginn an immer wieder Dinge auf, die mich am Buch gestört haben, allen voran die wenigen Hintergrundinformationen, die man als Leser bekam. So waren Marcos Herkunft und sein früheres Leben, wie auch die Hintergründe der anderen Figuren bis zum Ende des Buches weitestgehend unklar, was es mir sehr schwer machte, mir ein Bild der Charaktere auszumalen oder mich diesen sonderlich nahe zu fühlen. Neue Figuren wurden so plötzlich und unbedeutend in die Handlung eingeführt, dass mir erst später bewusst wurde, dass es sich dabei um wichtige Personen für die weitere Handlung handelte. Schicksale wie die Tode von Nebenfiguren, wurden derart knapp und emotionslos geschildert, dass man sie fast hätte überlesen können und dann dementsprechend verwundert war. Aber da die Charaktere eben so blass und wenig tiefgründig waren, fiel es mir als Leser auch leicht, diese schweren Schläge zu verkraften. Aber auch Fragen zu der Welt, in der das Buch spielte, blieben weitestgehend offen.

Die Rahmenhandlung und die Idee der Geschichte zu dem zwielichtigen Orden der Seher fand ich richtig gut, allerdings ist für mich damit auch viel ungenutztes Potenzial verbunden. Vieles wurde nur halb ausgeführt, wodurch ich die meiste Zeit verwirrt war und Fragen im Kopf hatte, die bis zum Ende nicht wirklich geklärt wurden. Teilweise erschienen mir Gegebenheiten auch nicht logisch und durchdacht. Und vor allem gegen Ende des Buches nahm die Handlung derart an Fahrt auf, dass ich überhaupt nicht mitkam, alles wurde nur angerissen und nicht ausführlich geschildert. Erst auf den aller letzten Seiten löste sich alles auf und direkt danach kam schon der Epilog und fertig. Da ist mir der Autor einfach so davongerast und hat es sich auch teils viel zu einfach gemacht, die Handlung aufzulösen.

Ich bin mir sicher, dass mit mehr Seiten und mehr Emotionen aus der Grundidee des Buches eine richtig tollt Geschichte hätt werden können. Durch die vielen offenen Fragen und das enorme Tempo konnte mich die Geschichte allerdings leider nicht überzeugen.