Rezension

Viel zu viele Klischees!

Obsidian, Band 1: Obsidian. Schattendunkel - Jennifer L. Armentrout

Obsidian, Band 1: Obsidian. Schattendunkel
von Jennifer L. Armentrout

Von einer Großstadt in Florida. in ein Kaff im Nirgendwo. Verständlich, dass Katy nicht gerade begeistert über diesen Umzug mit ihrer Mutter ist.. Vor allem als sich herausstellt, dass die nächste Bibliothek furchtbar weit weg ist und dass eine Internetverbindung zu Hause erstmal wegfällt. Doch dann macht Katy mit ihrem unverschämt gutaussehenden Nachbarn Daemon und seiner quirligen Schwester Dee Bekanntschaft. Dee freundet sich gleich mit ihr an, doch Daemon ist auffallend abweisend und unfreundlich. Irgendetwas scheint er zu verbergen. Doch was ist es? Und: was hat es mit den mysteriösen Morden in der Stadt auf sich?

"Obsidian" wurde vor allem in der englischen Buchblogger- und Booktuberwelt unglaublich gehypt und so waren alle voller Freude, als bekannt wurde, dass Jennifer Armentrouts tolle Geschichte auch in Deutschland erscheinen wird.

 "Tolle Liebesgeschichte", "unglaublich lustig" und so weiter hieß es auch in den zahlreichen Rezensionen zu den englischsprachigen Büchern auf deutschen Blogs.

Und wenn ich mir so die anderen Rezensionen durchlese, die nun zu der deutschen Ausgabe erscheinen, bin ich erstaunlicherweise eine der wenigen, die das Buch nicht wirklich gut fanden. Und das ist so schade! Denn gute Ansätze und einen tollen Stil kann das Werk definitiv vorweisen.

Meine Verwunderung über die große Begeisterung über "Obsidian" begann schon im Prinzip im ersten Kapitel. Wir sagen doch immer alle, dass wir keine Klischees mögen, ja sogar nicht ausstehen können. Und dann kann man diesem Buch fünf Sterne geben?!

Eigentlich doch nicht, vor allem wenn so viele Klischees untergebracht werden wie hier.

Oben schon erwähnt: es fängt mit den Klischees nämlich schon auf den ersten Seiten an, als Katy bei ihren Nachbarn klingelt um herauszufinden, wo der Supermarkt zu finden ist und ihr Daemon öffnet. NATÜRLICH trägt Daemon kein T-Shirt beim Öffnen der Tür, NATÜRLICH hat er einen perfekt gebauten Oberkörper und NATÜRLICH hat er smaragdgrüne Augen. Liebe Autoren, diese Augenfarbe existiert nicht!!!

(Am liebsten hätte ich da dann schon wieder aufgehört mit dem Lesen, aber das wäre ja dann auch nicht okay gewesen.)

 Mit Klischees geht es auch fleißig weiter, ich zähle nicht alle auf, aber sie sind eigentlich nicht zu überlesen, wenn man das Buch selbst in der Hand hat und wurden vor allem inflationär verwendet.

 

Inflationär ist auch Katys Naivität.

Wirklich, ich mochte sie zu Beginn sehr gern als Protagonistin! Sie ist Buchbloggerin, gärtnert gern und ist eher eine ruhige Person, die aber auch gern und gut ihre Meinung sagen kann. Außerdem ist sie nicht so möchtegern-bescheiden, sondern kann von sich selbst sagen, dass sie nicht schlecht aussieht. Das war sehr erfrischend (wenn auch vielleicht ein bisschen langweilig).

Aber dann fallen ihr irgendwann merkwürdige Dinge an ihren beiden Nachbarn auf, aber statt das sie mal auf ihrer Meinung beharrt, lässt sie sich von Daemon mit unlogischen Erklärungen abspeisen und zweifelt lieber an ihrer mentalen Verfassung.

Die anderen Charaktere bleiben leider alle ein bisschen blass und auch hier lassen sich wieder ganz viele gemeine Klischees finden: das unglaublich gutaussehende Geschwisterpaar bestehend aus dem brummligen Bruder und der hyperaktiven Schwester, ein Mädchenaufreißer an der Schule, die Oberzicke und ihre Brüder und und und. 

 Aber nochmal im Detail zu den einzelnen Charakteren:

Daemon war mir fast durchgängig unsympathisch. Er hat einen extremen Beschützerinstinkt seiner Schwester gegenüber, der sich sogar so stark zeigt, dass er seiner Schwester verbietet sich mit Katy zu treffen. Später erfährt man warum, aber ich hätte ihn als Katy wahrscheinlich einfach nur ausgelacht. Außerdem weiß er ganz genau wie gut er aussieht und lässt das auf eine unangenehme Art und Weise raushängen. 

Dee, die hyperaktive Schwester, war ein ganz süßer Charakter. Sie erinnerte mich ein wenig an Alice aus "Twilight". Das Herz auf dem richtigen Fleck, aber manchmal anstrengend.

Jetzt habe ich hier die ganze Zeit nur herumgeschimpft, dabei hab ich ja oben noch angekündigt, dass mir einige wenige Dinge doch gefallen haben!

Grandios ist jedenfalls die Idee und das Konstrukt um Daemons und Dees Geheimnis. Sehr fantasievoll, unverbraucht und interessant. Natürlich erfährt man noch nicht viele Einzelheiten, aber wir haben ja auch noch vier Bände vor uns.

Des Weiteren hat der flüssige Stil trotz der Schwierigkeiten, die ich mit "Obsidian" hatte, dafür gesorgt, dass ich das Buch schnell auslesen konnte. Sehr viel Sarkasmus in den Dialogen, was mir gut gefallen hat!

Um nun zum Ende zu kommen: das war leider sehr vorhersehbar und wirkte irgendwie aufgesetzt. Auf den ersten 200 Seiten passiert kaum etwas, außer das Daemon Katy immer vor sich selbst beschützen muss, und dann kommt auf einmal alles am Ende. 

Fazit

"Obsidian - Schattendunkel" war leider nicht eines meiner besten Leseerlebnisse, sondern gehört eher zu den schlechteren dazu. Was sehr schade ist, da die Grundidee einfach nur genial ist. Aber die Geschichte ist voll von Klischees und von stereotypen Charakteren und Spannung kommt fast nicht auf. Ob ich den zweiten Band lese, weiß ich noch nicht. 2 von 5 Rosen.