Rezension

Viele kleine Trips mit dem ein oder andern Schmunzeln, heilsamen Erfahrungen und berührenden Schicksalen…

Holy Freaks - Joannis Stefanidis

Holy Freaks
von Joannis Stefanidis

Bewertet mit 4 Sternen

INHALT:

Alles beginnt mit einer wunderschönen Hippie-Prinzessin, die Joannis Stefanidis im Menschengewimmel von Bombay trifft. Ebenso wie sie ist er nach Indien gekommen, um Heilung zu finden, doch zuerst lernt er, was es heißt, den Schmerz zu besiegen. Stefanidis‘ Reisen sind Jagden nach Glück und Erfüllung, führen von Meditationszentren in Sri Lanka über Singapurs Prunkpaläste bis in die Slums Kalkuttas. Er begegnet Endorphin-Junkies und Schmerzfressern, Schamanen und kiffenden Super-Yogis. Und wie nah sich das Erhabene und das Profane zuweilen kommen können, weiß Stefanidis spätestens, wenn er mit einem Koffer voll Viagra auf dessen rechtmäßigen Besitzer wartet.

In „Holy Freaks“ erzählt Joannis Stefanidis von Wundern und Weisheit, göttlicher Erfahrung und menschlicher Fehlbarkeit.

 

EIGENE MEINUNG:

Für „Holy Freaks“ habe ich seit langem wieder einmal den Originalklappentext für meine Rezension übernommen, weil ich es bis zu einem gewissen Maß als „Sachbuch“ einstufe. Gerade da, bzw. auch bei den Büchern der Kategorie „Reiseberichte“, finde ich es extrem wichtig, dass man das bekommt, was man sich durch den Klappentext verspricht; am besten noch viel mehr! ;)

 

Das Cover des Buches hat für mich zuallererst durch die sonnengelbe Hintergrundfarbe bestochen. Auf mich wirkte es sofort fröhlich, bunt, anziehend. Die jugendlich-lockere Schrift und die mit der Zigarette „aufgepimpte“, blaue Statue haben meine Vorstellung für das Buch komplettiert: Ich erwartete einen lustigen Reisebericht, mit außergewöhnlichen Anekdoten – vielleicht auch etwas derber, da der Autor ein Mann ist – und Freude zum Reisen und einen Schuss Spiritualität. Das „Frau ausspannte“ im Titel hat mir etwas Sorgen bereitet und ich habe gehofft, dass es nicht zu sehr um Dates oder erotische Abenteuer gehen würde.

 

Das Buch, mit ca. 215 Seiten, ist in mehrere kurze Kapitel/Reiseberichte aufgeteilt. Diese tragen nette kleine Überschriften und dazu werden die jeweils besuchten Orte genannt. Teilweise haben mich die Kapitel an Kurzgeschichten erinnert und waren flüssig und locker zu lesen. Leider haben mir aber die Zusammenhänge gefehlt, da es nicht wirklich einen roten Faden gibt. Viel mehr sind viele einzelne Erzählungen aufgereiht, die sowohl zeit- als auch örtlich voneinander getrennt stattfinden. Auch haben mir die Übergänge gefehlt, da Heimreisen, Weiterreisen oder Geschehenes zwischen den einzelnen Reisen oft nicht beschrieben werden. Der einzige für mich verbindende Punkt ist Amy – die Hippie-Prinzessin – die Joannis gleich zu Beginn kennen lernt.

 

Er selbst war mir als Hauptcharakter durchaus sympathisch. Er war weder zu esoterisch, noch der Frauenheld den ich durch den Titel etwas befürchtet hatte. Gerade in puncto Drogen war er mir etwas zu locker eingestellt, aber er hat auch seine Fehler nicht versteckt. Aus seinem Privatleben erfährt man nicht viel, was dem Leseerlebnis jedoch keinen Abbruch tut. Für mich hat sich dadurch alles sogar noch mehr auf die Reiseerlebnisse konzentriert. Hier erscheint er mir als der ewig Suchende und sonst schlicht ein ziemlich normaler Typ. Interessant finde ich allerdings, dass es sich beim Autoren auch um den Übersetzer der Eragon-Bücher handelt!

 

Die von ihm beschriebenen Erlebnisse waren absolut abwechslungsreich und hatten von Humor, über Traurigkeit, Erkenntnis, Überraschung und Unterhaltung alles zu bieten. Es geht um Krankheiten, Schamanen, Yogis, Freundschaft, die Suche nach sich selbst, Heilung, Drogen, Reisen, Lachyoga, Familie, Kuriositäten, Schicksal, Armut, Reichtum, Spiritualität, Mönche, Heilige uvm. Auch die, damals aktuellen, Bombenanschläge in Bombay wurden verarbeitet. Alles davon ist bunt, aber definitiv nicht zu ausführlich, beschrieben. An einigen Stellen fühlte es sich eher sehr gerafft an und ich hätte gerne noch länger an dem Ort verweilt. Für mich positiv zu erwähnen ist auch, dass die Liebe nur eine nebengeordnete Rolle spielt. Eine richtige „Liebesgeschichte“ ist nicht vorhanden. Wer ein Buch wie „Eat. Pray. Love.“ erwartet wird hier enttäuscht werden: Die Gefühle werden für mein Empfinden hier ganz anders betrachtet. Auch die Ausführlichkeit ist hier nicht gegeben, wäre aber auch nicht passend gewesen. Was allerdings schon in einiger Fülle vorhanden ist sind Begriffe z. B. aus der Yogalehre etc., die vielleicht nicht jeder Leser wirklich kennt oder versteht.

 

Im Vergleich zu anderen Reiseberichten waren die Erlebnisse des Autors hier doch eher so kurios, dass ein richtiges Fernweh bei mir nicht aufgekommen ist. Allerdings hat es mich durchaus mit einem positiv nachdenklichen Gefühl zurück gelassen. Man betrachtet durch das Buch hindurch irgendwie doch auch sich selbst und das eigene Leben.

Das Ende des Buches war für mich dann ein kleines Highlight, bei dem ich gemerkt habe wie sehr mich gerade die Begegnungen in den Geschichten doch berührt haben: Hier findet man eine Aufstellung der wichtigsten Personen und ein kleines Update wie es ihnen in der Zeit danach ergangen ist. Hier war ich mit Joannis einer Meinung: Es geht nicht vorrangig um die eigenen Empfindungen, sondern auch viel um die Menschen, denen man auf seinen Reisen begegnet.

 

FAZIT:

Ein Buch das mich sehr zum Nachdenken gebracht hat – aber auf eine gute Art und Weise!