Rezension

Viele Klischees, aber zwischen den Zeilen doch mehr

Vor uns das Leben - Amy Harmon

Vor uns das Leben
von Amy Harmon

Bewertet mit 4 Sternen

Vor uns das Leben- So sollte es eigentlich für Jugendliche im Alter der Protagonisten sein. Doch hier in diesem Buch ist es nicht ganz so einfach.

Zum einen ist dort Fern, das unscheinbare Mädchen, dass sich selbst hässlich findet und mit ihrem Aussehen zu kämpfen hat. Seit sie denken kann ist sie verliebt in Ambrose, dem zweiten Protagonisten. Ambrose ist der Schwarm der Schule, groß, gutaussehend und erfolgreicher Ringer. Für Fern erscheint er unerreichbar. Und dann gibt es noch Bailey, Ferns Cousin und bester Freund. Er sitzt im Rollstuhl, leidet an einer Muskelerkrankung und es ist klar, dass er irgendwann sterben wird. Jede der drei Personen hat mit sich selbst und seinen Problemen zu kämpfen. Als Ambrose dann mit seinen Freunden in den Irakkrieg zieht, in dem alle vier Freunde sterben und er als einziger, gezeichnet mit seelischen und körperlichen Verletzungen, zurück in das kleine Örtchen mitten in den USA kehrt, ändert sich alles.

Zunächst einmal ist zu sagen, dass das Buch in einfachen, gut zu lesenden, flüssigen Sätzen geschrieben ist. So kann man es auch gut nebenbei lesen. Die Akteuere sind recht anschaulich beschrieben, so dass man sich ein gutes Bild der Personen machen kann, zumindest äußerlich. Die Charaktere sind zunächst nicht unbedingt durchschaubar, zumindest nicht von allen Akteueren und zum Teil sind die Handlungen dieser für mich auch nicht nachvollziehbar.

Das Buch ist gespickt mit vielen Klischees: Das hässliche Entlein, was zum schönen Schwarm mutiert, der Schönling, der sich in die Unscheinbare verliebt, der totkranke Junge, der trotzdem voller Lebensmut ist, die Blondine, die nicht ganz so helle ist, der trinkende, schlagende Ehemann, geschwängerte, zurückgelassene Freundinnen, Patriotismus, zumindest auf den ersten Blick usw. Lässt man sich allerdings auf das Buch ein und liest ein bisschen zwischen den Zeilen bietet das Buch einiges mehr. Da geht um Freundschaft, Vertrauen, Lebensmut, das Erwachsenwerden, Aufopfern, Entwicklungen der Hauptpersonen usw. Ich finde, dass vor allem Ambrose teilweise unterschätzt wird. Sein Auftreten steht im Konflikt zu seinen Gefühlen und Gedanken. Hier ist es der Autorin gut gelungen diesen darzustellen. Von Baileys Seelenleben erfährt man leider nicht so viel. Aber nach außen hin sind seine Sprüche und sein Umgang mit seinem Schicksal sehr erfrischend. Da sich sein Handeln aber duch das komplette Buch so zieht wirkt es glaubhaft. Fern hingegen ist mir am undurchsichtigsten geblieben, obwohl über sie am meisten erzählt wird. Das mag daran liegen, dass ich ihre Handlungen am wenigsten nachvollziehen konnte und sie, meiner Meinung nach, die kleinste Entwicklung gemacht hat.

Besonders passend fand ich neben Baileys ehrlichen Sprüchen einige Aussagen von Ferns Vater, dem Pastor der Kleinstadt. Ganz unabhängig vom Glauben regen einige Dinge zum Nachdenken an.

Insgesamt ist das Buch doch eher seicht, aber man kann als Leser trotzdem für sich etwas mitnehmen, wenn man die Klischees etwas zur Seite schiebt und dahinter blickt. Trotzdem hätte dem Buch an manchen Stellen etwas Weniger von Allem etwas besser getan.