Rezension

Viele Leben

Die Leben der Elena Silber - Alexander Osang

Die Leben der Elena Silber
von Alexander Osang

 Es reicht für mehr als ein Leben, was Elena Silber, geborene Jelena Krasnow, im Verlauf des 20. Jahrhunderts an Erfahrungen macht. Angelehnt an das Schicksal seiner eigenen Großmutter erzählt Alexander Osang in seinem für die Longlist des Deutschen Buchpreises 2019 nominierten Roman „Die Leben der Elena Silber“ davon.
Geboren 1902 im russischen Gorbatow, früh Halbwaise und mit ihrer Mutter und dem älteren Bruder auf der Flucht vor den zaristischen Mördern ihres Vaters, dann in der Sowjetunion Tochter eines bolschewistischen Märtyrers, Ehefrau eines deutschen Textilingenieurs in Niederschlesien, Mutter von fünf Töchtern, nach dem Krieg alleinerziehend, da der Mann spurlos verschwand, und auf der Flucht nach Westen.
Auf einer zweiten Erzählschiene Konstantin, der Enkel, mäßig erfolgreicher Filmemacher und recht orientierungslos im Berlin des Jahres 2017 begibt sich auf die Suche nach der Vergangenheit der Großmutter und das eine oder andere Familiengeheimnis.
Klingt jetzt nicht besonders originell, ist aber sehr gut konstruiert und erzählt, interessant und aufschlussreich und hätte für meinen Geschmack durchaus den Sprung auf die Shortlist verdient gehabt.