Rezension

Viele wichtige Themen, die leider ungünstig adressiert werden

Elite - Brendan Kiely, Brendan Kiely

Elite
von Brendan Kiely Brendan Kiely

Bewertet mit 2 Sternen

"Aber so funktioniert das ja an einem Ort wie hier. Gerüchte werden zu Geschichten. Geschichten werden zur Wahrheit. Und wir richten unser Leben nach den Lügen aus, die wir glauben - zumindest so lange, bis die eigentliche Realität überwältigend wird. Und was dann?"

Eine Highschool voller privilegierten Schülern und ein Außenseiter, der mit einem Eishockey-Stipendium an diese Schule wechselt... Das klang für mich sehr nach der Serie Gossip Girl. Darüberhinaus noch eine Schülerin, die sich für Gleichberechtigung einsetzt... Das hörte sich zudem nach dem notwendigen Tiefgang an, um einen gehaltvollen Jugendroman zu kreieren. Alle Zutaten für ein spannendes Leseerlebnis waren somit gegeben.

Mit dem Beginn des Buches startet auch ein neues Schuljahr. Für James  ist hier auch einiges neu, sodass der Leser aus seiner Sicht viele notwendige Informationen bekommt. Für Jules ist es nur ein weiteres Schuljahr und bei ihr merkt man deutlich, dass sie bereits die anderen Schüler sowie Lehrer kennt und auch schon eine Vorgeschichte hat. Bei ihr wäre eine kleine Einleitung hilfreich gewesen, weil sich so Zusammenhänge erst spät erschließen.

Die Geschichte wird aus James und Jules Sicht erzählt, jedoch gibt es auch noch zwei weitere Charaktere, die hier viel Raum einnehmen und dadurch auch viele andere Themen adressieren. So wird hier nicht nur alltäglicher Sexismus, Diskriminierung und Klassenunterschiede sondern auch Homosexualität oder Vergewaltigungen angesprochen. In meinen Augen sind dies alles äußerst wichtige Themen, die nie genug verdeutlicht werden können. Hier fand ich jedoch die Darstellung häufig nicht glaubwürdig und zu oberflächlich. Ich hätte mir hier manches Mal gewünscht, dass weniger Themen und diese dafür detaillierter angesprochen würden.

James beispielsweise setzt sich dafür ein, dass die Mädchen nicht nur als sexuelle Objekte sondern als Individuen betrachtet werden. Ebenfalls eine wichtige Botschaft - vor allem in einem Jugendroman. Unrealistisch wird sein Engagement dadurch, dass er sich gleichzeitig mit Freunden umgibt, die Mädchen besonders so betrachten und hier lange Zeit nichts sagt. Hier ist der Gedanke leider nicht zu Ende gedacht.

Über die Vielzahl an Themen ist mir auch die emotionale Ebene zu kurz gekommen. Ein Einzelschicksal ist immer einprägsamer als eine generalisierte Aussage. Da die Aussagen nicht so persönlich adressiert wurden, konnte ich wenig mitfühlen und hatte häufig das Gefühl nur ein Bericht oder eine Ansammlung von Appellen zu lesen. Das hat so weit geführt, dass ich vor allem im Mittelteil beim Lesen gelangweilt und nur noch das Buch weitergelesen habe, um vielleicht irgendwann noch positiv überrascht zu werden. Eine positive Überraschung gab es hier leider nicht für mich.

Insgesamt enthält das Buch viele wichtige Gedankengänge, die hier jedoch eher dürftig umgesetzt sind. Im Genre der Jugendromane gibt es da leider viele Bücher, die mit dieser Thematik besser umgehen und die ich bevorzugen würde. Ein unterhaltsamer, tiefgründiger Roman im Stil von "Gossip Girl" war es in meinen Augen nicht.