Rezension

Vielleicht ein bisschen viel Butter

Butter -

Butter
von Asako Yuzuki

Bewertet mit 3 Sternen

Rika ist Journalistin und fasziniert vom Fall der mutmaßlichen Serienmörderin Manako Kajii, die ihre Opfer mit ihren Kochkünsten verführt haben soll. Nach mehreren Briefen gelingt es Rika, zu Kajii ins Gefängnis vorzudringen, wo diese gerade auf ihre zweite Verhandlung wartet. Doch Kajii weigert sich hartnäckig, sich mit irgendjemandem über die Morde zu unterhalten, weshalb Rika stattdessen versucht, ihr Vetrauen mit Gesprächen übers Kochen zu gewinnen. Nach und nach entdeckt sie dabei auch ihre eigene Liebe zum Essen und findet so eine Möglichkeit, dem harten Alltag als Frau in der japanischen Gesellschaft wenigstens für eine Weile zu entfliehen und ein ganz neues Selbstgefühl zu entwickeln.

Kritikpunkte sind für mich einerseits, dass ich mit den Protagonistinnen nicht recht warm wurde, da ich ihr Handeln häufig nicht ganz nachvollziehen konnte. Vielleicht ist das dem geschuldet, dass der Fokus nicht so sehr auf ihren Empfindungen lag, sofern diese über die Lust am Essen hinaus gingen; was dann auch schon mein zweiter Kritikpunkt ist: Insgesamt ging es mir - man hätte es sich bei Cover und Titel denken können, ich gebe es zu - einfach zu viel um Butter in all ihren Facetten. Gerade in der ersten Romanhälfte habe ich es häufig so empfunden, dass sich mehr die Handlung an den Gerichten orientiert als dass letztere Teil der Handlung sind. Mit der Zeit konzentriert sich der Roman dann jedoch mehr auf die patriarchalischen Vorstellungen der Gesellschaft, was mir dann auch besser gefallen hat.

Zentrales Thema sind die Anforderungen an die japanische Frau, die schlank, ehrgeizig, genügsam, fleißig, hübsch und gehorsam zu sein hat und am besten Arbeit, Familie und Haushalt unter einen Hut bekommt, ohne sich zu beschweren. Dass das ein Ding der Unmöglichkeit ist, sollte jedem klar sein, und es wird auch im Roman mehr als deutlich spürbar: Daran, wie die Frauen sich mit allen Mitteln in ein völlig verdrehtes und ungesundes Bild ihres Körpers zu zwingen versuchen; daran, dass es vollkommen üblich ist, als weibliche Journalistin Informationen nur gegen entsprechende körperliche Gefälligkeiten zu bekommen (und dafür am Ende des Tages trotzdem weniger Rechte und weniger Verdienst zu erhalten); daran, dass kaum ein Kind in einem gesunden, gut funktionierenden familiären Umfeld aufzuwachsen scheint. Die Darstellung dieser Aspekte hat mir sehr gut gefallen, gerade auch, da die Protagonistin dahingehend im Laufe des Romans eine große Entwicklung durchmacht.

Insgesamt ist "Butter" für mich ein Roman, der mir irgendwie gefallen hat und irgendwie auch wieder nicht so ganz. Interessant fand ich die Lektüre aber allemal.