Rezension

Vielschichtig

Die Geheimnisse meiner Mutter - Jessie Burton

Die Geheimnisse meiner Mutter
von Jessie Burton

Bewertet mit 3.5 Sternen

Rose hat ihre Mutter nie gekannt. Als Kind dachte sie sich Fantasiegeschichten aus, die sie ihren Schulfreunden erzählte. Erst als Erwachsene erfährt Rose vom Verschwinden der Mutter Elise, ihrer Liebesbeziehung zur damals berühmten Schriftstellerin Constance Holden, und dass sie ihr Baby bei einer Freundin zurückließ und spurlos verschwand.
Rose liest die beiden Bücher der Holden, die offensichtlich nach Elises Verschwinden nie wieder einen Roman schrieb und beginnt die Frau zu suchen, die zuletzt mit ihrer Mutter sprach.

Der zweite Handlungsstrang berichtet aus der Perspektive von Elise, einer bildhübschen, aber orientierungslosen Frau. Sie lernt Connie kennen und lieben, aber die Beziehung scheitert, auch an ihrer Unfähigkeit Bindungen einzugehen.

Jessie Burton hat einen Sprachstil, der mir sehr gut gefallen hat. Sehr sensitiv beschreibt sie die Frauen, deren Leben und deren Vorstellungen von Glück. Das ist fast ein wenig spröde, so wie auch ihre Frauenfiguren spröde und zerbrechlich wirken. Die Suche nach dem Glück, nach der eigenen Stärke, die Rose und vor ihr, ihre Mutter Elise durchmachten, führt auch zu dramatischen, für mich nicht immer verständlichen Aktionen. So muss ich feststellen, dass mir Elise eigentlich als Charakter immer fremd blieb und ich wenig mit ihren Launen anfangen konnte. Vielleicht werde ich ihr damit nicht gerecht, denn ihre inneren Kämpfe werden von Jessie Burton sehr empathisch beschrieben.

Rose und Elise sind ähnliche Charaktere, sie lassen sich treiben, warten auf Etwas, dass ihrem Leben eine Wende gibt. Während das bei Elise sehr früh geschieht, sie lernt mit 20 Connie kennen und lieben, ohne dass sie daraus Sicherheit zieht oder reift, treibt Rose noch mit Mitte 30 ziellos durchs Leben. Erst als ihr Vater ihr von Constance Holden erzählt, beginnt sie sich mit Vergangenheit auseinanderzusetzen.

Das Buch ist sprachlich schön geschrieben, mein Manko war nur, dass ich mit den Frauenfiguren nicht recht warm geworden bin und das mir dadurch das letzte Quäntchen bei diesem Roman fehlte.