Rezension

Vielschichtig, spannend und sehr unterhaltsam

Kindertotenlied, 6 Audio-CDs - Bernard Minier

Kindertotenlied, 6 Audio-CDs
von Bernard Minier

Bewertet mit 5 Sternen

Die Geschichte:
Inmitten eines sommerlichen Gewittersturms geschieht in Südfrankreich ein grausamer Mord: eine Lehrerin wird in ihrer eigenen Badewanne ertränkt und am Tatort wird einer ihrer Schüler gefunden, der offensichtlich unter Drogen steht. Dass ausgerechnet eine CD von Gustav Mahler im Player liegt, lässt Servaz natürlich sofort an Julian Hirtmann denken. Der Schweizer Serienmörder war die Hauptperson in “Schwarzer Schmetterling” und konnte am Ende fliehen.

In einem weiteren Handlungsstrang erzählt uns der Sprecher die furchtbare Geschichte einer entführten Frau, die von ihrem Peiniger bereits wochenlang gefangen gehalten wird.

Marianne, die Mutter des tatverdächtigen Schülers ruft Servaz an und bittet ihn um Hilfe. Tatsächlich darf er die Ermittlungen leiten und fühlt sich fortan wie auf einer Reise in die Vergangenheit. Er befragt seine früheren Kameraden, sucht nach Spuren in der Schule, die er selbst einmal besucht hat – und in der heute seine Tochter unterrichtet wird.
Servaz steht unter enormem Druck: einerseits die Verwicklungen mit seiner Vergangenheit, die Verlockungen Mariannes, die Angst vor Julian Hirtmann, der möglicherweise seiner Tochter etwas antun könnte. Eine schwere Zeit steht ihm bevor und er stößt psychisch an seine Grenzen…

Meine Meinung:
Der Schreibstil von Bernard Minier gefiel mir in “Schwarzer Schmetterling” schon sehr gut und erinnert mich ein bisschen an seinen Landsmann Jean-Christophe Grangé, den ich auch grandios finde. Seine Charaktere wirken lebendig und ihre Emotionen sind fast greifbar. Auch die Schauplätze werden so gut beschrieben, dass man sich alles bestens visualisieren kann.
Minier kann mit seinen Worten zuweilen sehr düstere Stimmungen erzeugen, er schreibt nicht oberflächlich, sondern man fühlt mit den Personen und kann ihre Ängste spüren. An blutigen Szenen fehlt es auch nicht, für alle, die es etwas härter mögen. Die Spannung findet nicht nur auf psychischer Ebene statt, sondern es geht zuweilen auch actionreich zur Sache.
Die Story ist gut durchdacht und wird am Ende schlüssig aufgelöst, natürlich nicht, ohne den Leser bzw. Hörer vorher etwas in die Irre zu führen.
In diesem Buch findet einfach alles seinen Platz: Liebe, Hass, Verrat, Schuld, Angst, Tod, Rache, Schmerz, Freundschaft, Tragödie und am Ende auch Gerechtigkeit. Bernard Minier hat ein vielschichtiges Buch geschrieben, das mich bestens unterhalten hat. Ich freue mich schon, wenn der nächste Teil der Reihe in Deutschland erscheint, in der Originalsprache (Titel: N’éteins pas la lumière) gibt es das Buch bereits.

Fazit:
Vielschichtig, klug, erschreckend und spannend: “Kindertotenlied” kann ich nur empfehlen! Das Hörbuch ist an keiner Stelle langweilig und Johannes Steck zuzuhören ist sowieso immer eine Freude!