Rezension

Vielschichtige Unterhaltung mit starken Charakteren

Der Fall Kallmann - Håkan Nesser

Der Fall Kallmann
von Håkan Nesser

Bewertet mit 5 Sternen

"Der Fall Kallmann" von Håkan Nesser erweckt in Tagebuchform ganz besondere Charaktere zum Leben. Mit privaten Ermittlungen in der schwedischen Kleinstadt K. sorgen sie für starke Unterhaltung für uns Leser.

Inhalt:

Der Lehrer Leon Berger beginn in der schwedischen Kleinstadt K. nach einem Schicksalsschlag ein neues Leben. Nach der Sommerpause tritt er dort seinen Schuldienst an und findet im Lehrerpult Tagebücher seines Vorgängers Eugen Kallmann, der vor den Ferien gestorben ist. Die Polizei geht von einem Unglücksfall aus, doch diese Tagebücher werfen alles in ein anderes Licht.

In den Aufzeichnungen behauptet Kallmann, in der Lage gewesen zu sein, in den Augen der Menschen zu erkennen, ob sie einen Mord auf dem Gewissen hätten. In den letzten Monaten vor seinem Tod, war er einem ungesühnten Verbrechen auf der Spur. Leon Berger beginnt mit einigen Mitstreitern private Untersuchungen und versucht etwas Licht in das Leben und den Tod seines Vorgängers zu bringen.

Mein Eindruck:

Was im Klappentext als außergewöhnlicher Fund beschrieben wird, ist im ganzen Buch Programm. Die Handlung der Geschichte wird ausschließlich in Tagebuchform aus den Perspektiven unterschiedlicher Charaktere erzählt. Daher erhält der Leser einen sehr tiefgehenden Einblick in deren Leben. Die Charaktere haben alle für sich ihre eigene Vergangenheit und eigene Sorgen und Probleme. Sie wirken daher sehr menschlich und fühlbar.

Die Handlung an sich beschränkt sich nicht nur auf die Aufklärung des fragwürdigen Todes von Eugen Kallmann. Sie beziehen sich auch auf andere Personen und ihre Lebensgeschichten. Natürlich stehen dabei Vorgänge und Personen in Beziehung zueinander. So lernt der Leser auch die sympathische 15-jährige Andrea Wester kennen, die sich ebenfalls mit ihrer besten Freundin Emma als Detektivin versucht. Oder ihr Mitschüler Charlie, der Kallmann tot aufgefunden hatte, der mit seinem Verhalten mehr für Fragen als für Antworten sorgt.

Eugen Kallmann ist die zentrale Person, dessen Tod in der schwedischen Kleinstadt verschiedene Dinge in Gang setzt. Dabei wird auch mehr als ein Geheimnis gelüftet, was die Geschichte vielschichtig und abwechslungsreich macht. Trotzdem haben alle Fäden eine Verbindung zueinander. Der Autor lässt nebenbei auch eine Gruppe fremdenfeindlicher Tendenzen auftreten, die in der Stadt K. ihr Unwesen treibt, was als Nebenlinie den Roman durchzieht und trotzdem nicht aufgesetzt wirkt.

Insgesamt gesehen, handelt es sich um eine - vor allem rätselhafte - Geschichte, in der man sich als Leser einfach treiben lassen sollte.

Der Schreibstil ist - wie bereits erwähnt - Tagebüchern zuzuordnen. Durch geschickte Abschweifungen, z.B. Zitate aus bekannteren Büchern und ganz persönlichen Überlegungen der schreibenden Charaktere wird eine besondere Tiefe hergestellt. Der Autor geht dabei weit über fade Beschreibungen hinaus und bringt einige interessante Formulierungen hervor.

Fazit:

"Der Fall Kallmann" ist eine vielschichtige und tiefgehende Geschichte mit ganz tollen Charakteren. Sehr lesenswert.