Rezension

Vielseitiger New York Spaziergang

Manhattan tender - Christine Paxmann, Irmgard Kramer, Antje Steinhäuser, Nicole Joens, Katja Schreiber

Manhattan tender
von Christine Paxmann Irmgard Kramer Antje Steinhäuser

Bewertet mit 4 Sternen

Mein erster Rezensionsversuch für ein Buch voller Kurzgeschichten:

Auf knackigen 7 Seiten bekommen wir in Geschichte eins namens „Einstein sonnt sich“ einen Reisebericht über einen New Yorker Kurztrip im November, nach 20 Jahren New-York-Abstinenz. Den Schwerpunkt hat die Autorin Christine Paxmann dabei auf die Hunde der Stadt und deren Herrchen gelegt, gespickt mit schönen Randbeobachtungen. Für meinen Geschmack jedoch etwas zu kurz, deswegen 3 von 5 Punkten. 

 

In Sturmflut treffen wir auf 2 Freundinnen. Die eine, Valerie, zielstrebige Julliard-Stipendiatin auf der Suche nach der großen Liebe. Die andere, Kela, stammt aus einer wohlhabenden Künstlerfamilie, hat den Mann ihres Herzens eigentlich schon gefunden, springt aber trotzdem noch fröhlich durch die Betten. Eines Tages kommt Kelas Bruder aus Italien zu Besuch…

Nicole Joens liefert eine süße Story darüber wie eine Freundschaft auch zwischen zwei grundverschiedenen Menschen funktioniert, dem Versuch das Leben leichter zu sehen und von der Liebe! Total toll! Hat mir gut gefallen. 4 von 5 Punkten.

 

Es gibt Menschen, die sind ein offenes Buch und es gibt jene, die kennt man ein ganzes Leben und im Grunde weiß man nichts von Ihnen. Um einen solchen Mann geht es in Antje Steinhäusers Chesleys Medaillon. Als herausstechend kluger Junge bricht Chesley, dank guter Bildung, aus seiner vorbestimmten Zukunft in den Straßen Harlems aus und entdeckt die Welt. Zwar besucht er regelmäßig und gern seinen Bruder und dessen Familie doch bleibt er immer „ein einsamer Stern“. Eines Tages jedoch wandelt sich das Leben dramatisch.Eine schöne Geschichte über Familienzusammenhalt und ein geheimes Leben. 4 von 5 Sterne

 

Irmi in Manhatten, von Irmgard Kramer, war meine Nummer 1 in diesem Buch. Sie erzählt so lebhaft und bildlich, wie sie, die organisierte Lehrerin, die für 1 Jahr aus dem Alltag ausbricht um nach New York zu gehen, von Ihren Entdeckungen und Erlebnissen, dass es einen förmlich direkt in die Stadt beamt. Mit regelmäßig festgehaltenen Erkenntnissen über NY und fürs Leben macht es einen Heidenspaß ihr durch die Straßen in ein neues Leben zu folgen. 5 von 5 Sterne

 

Das Ende einer langweiligen, zu lang am Leben gehaltenen Beziehung führt Zora in die multikulturelle WG ihrer aus Schüleraustauschzeiten erhalten gebliebenen Freundin Muriel nach Brooklyn. Beim Möbelorganisieren, einer Halloweenparty, dem Englischkurs, Ihre Vorliebe für Woody-Allen-Filme und Zoras Nebenjob in einer Bäckerei lernt der Leser all die neuen Freunde und Männer kennen, die jeder für sich, wunderbar ausgearbeitet wurden. Damit ist auch Roomates on Dean Street von Anne Schiekel eine Geschichte die dieses NY-Feeling in einem aufsteigen lässt und Favorit Nummer 2. 5 von 5 Sterne

 

Erfüllt von einer unbestimmten Sehnsucht durch eine Kindheit, eine Jugend und die Studienjahre folgen wir der namenlosen weiblichen Hauptfigur, die sich fragt wie es wohl ist in der Stadt, die sie aus dem Kino so gut kennt, in der sie aber noch nie war und mit der Sie allem voran Robert De Niro verbindet. 4 von 5 Sternen für die Story von Katja D. Schreiber.

 

Als 3. Favorit entpuppte sich Das kirschrote Kleid, eine weitere Nicole Jones Geschichte. Zum Inhalt will ich hier eigentlich gar nichts sagen, um die Magie nicht zu nehmen, welche mich einnahm. Nur so viel: Einen Hang zum Spirituellen und Fantastischen mitbringen, dann wird man diese Geschichte lieben. 5 von 5 Sterne

 

In 853 Seventh Avenue erwarten den Leser schließlich noch einige traurige Schicksale. Wir begleiten eine junge Frau bei den Besuchen ihres HIV-kranken Onkels und dessen einnehmendem  Lebensgefährten. Sehr aufwühlend und etwas worüber ich im Allgemeinen nicht gerne lese. Nichtsdestotrotz eine gut erzählte Geschichte, wenngleich ich finde, dass sie noch intensiver hätte sein können, wäre sie in der Ich-Perspektive geschrieben worden. 3 von 5 Sternen

 

Zum Abschluss, in Kiki, Orly & Kemal von Oreet Rees, noch eine Rückschau auf eine Freundschaft im hippen Künstler-NY der 80er. Zweispachig abgedruckt und ein netter Blick auf vergangene Zeiten, die mich aber nicht ganz berühren konnte. 3 von 5 Sternen

 

Beinahe jede Geschichte in diesem Band erzählt vom Aufbruch in ein neues Leben und ein Großteil davon ist Autobiografisch, vergleicht man diese mit den kurzen Vitas der Autorinnen am Ende des Buches.

Jedem der eine Sympathie oder gar Liebe für NY in sich trägt, ob er nun schon da war oder auch noch nicht würde ich dieses Buch wärmstens ans Herz legen.