Rezension

Vielversprechender Anfang einer neuen Serie

Brave Mädchen schreien nicht - Dania Dicken

Brave Mädchen schreien nicht
von Dania Dicken

Bewertet mit 3.5 Sternen

Libby will nach den vergangenen Erlebnissen nur eins: Zur Profilerin beim FBI ausgebildet zu werden. Um die dafür nötigen Qualifikationen zu erhalten, fährt sie mit ihrem Kollegen Miguel Streife und wird schnell mit dem Fall einer jungen Frau, die höchstwahrscheinlich häuslicher Gewalt ausgesetzt ist, konfrontiert, der ihr nahe geht und nicht mehr loslässt. Trotz ihres schlechten Gefühls können sie in diesem Fall nichts tun, da die Frau sich weigert. Alles ändert sich schlagartig, als die junge Frau schlimm misshandelt und tot aufgefunden wird. Nun wird wegen Mordes ermittelt und eine größere Gruppe von Männern rückt in den Fokus der Ermittlungen...

Der Start des Buches war fantastisch. Die Mischung aus gewöhnlicher Routine und dem tragischen Fall der jungen Frau Cassidy, der auf den ersten Blick simpel erscheint, war spannungsgeladen und deutete auf unglückliche Konsequenzen, die folgen würden, hin. Auch der Prolog ließ nichts Gutes erahnen. Die Darstellung der Gefühle von Libby und Cassidy hat mir tiefe Einblicke in das Thema häusliche Gewalt gegeben und wie schwierig es ist, sich davon zu lösen. Das erschien mir recht authentisch und glaubwürdig. Im weiteren Verlauf konnte mich der Handlungsfortgang nicht mehr so begeistern, wie am Anfang. Hinter den Taten hatte ich eine schlau, listige und machtvolle Vereinigung vermutet, die ihre Spuren geschickt zu verbergen weiß. Schlau sind sie schon vorgegangen, aber bis zum Ende summierten sich die Fehler und das Gefühl der Unantastbarkeit nahm stetig ab, wodurch auch bei mir das Interesse schwand. Im Vergleich zu ähnlichen Geschichten sind die Täter "kleine Fische", die versuchen mit den "Großen "mitzuhalten, was allerdings nicht gelingt. Da hatte ich ein größeres, schwer zu durchdringendes Netz erwartet mit ranghohen Mitgliedern, die ihre Machtpositionen geschickt auszunutzen wissen. Letztendlich war dann doch alles kleiner und einfacher gehalten und das Ende wurde schnell abgehandelt. Dort wo sich die Geschichte am Anfang angemessen entwickeln konnte, ging am Ende alles zu schnell. Zudem gefiel mir die Entwicklung der Beziehung zwischen Libby und Detective Owen nicht. Das hätte nicht sein müssen und hat mich persönlich eher genervt.

Durch Libbys hartnäckige und aufrichtige Art ist sie mir sofort ans Herz gewachsen und mit Spannung folgte ich den Handlungen. Leider empfand ich ihre schlimme Vergangenheit aufgrund der Summierung all ihrer traumatischen Erfahrungen als zu viel. Eine davon hätte auch gereicht und so wirkte es auf mich unrealistisch und übertrieben. Owen ist insgesamt eher blass geblieben. Ein netter, unscheinbarer Mann, der Libby zu häufig Signale in eine gewisse Richtung sendet und die professionelle Distanz nicht wahrt. Durch seine fast schon übertriebene Bewunderung für Libbys Person, wirkten einige Gespräche hölzern und wiederholten sich im Aufbau.

Fazit: Eine toller Start mit anfangs überzeugenden Charakteren. Leider nahm meine Begeisterung mit Fortgang der Handlungen ab und ich empfand die Charaktere als übertrieben und den Kriminalfall als unspektakulär, wenngleich er teilweise eine gewisse Tiefe aufwies. Insgesamt sind es aber doch 3,5 Sterne. Nichtsdestotrotz werde ich die Reihe vermutlich weiterverfolgen.