Rezension

vielversprechender Auftakt

Artikel 5 - Kristen Simmons

Artikel 5
von Kristen Simmons

An das Buch von Kristen Simmons bin ich mit keiner Erwartung herangegangen. Ich fand das Cover ansprechend und der Klappentext klang vielversprechend. Doch relativ früh hatte ich ein paar negative Rezensionen gelesen und so ist das Buch immer weiter nach hinten gewandert. Aus einer Laune heraus habe ich das eBook nun doch zur Hand genommen und bin positiv überrascht :)

Wir finden uns in einem unterjochten Amerika, zerrüttet vom Krieg. Die Bevölkerung ist gebeutelt, sehnt sich nach Frieden und traf eine falsche Entscheidung. Der neue Präsident führt eine Schreckensherrschaft und regiert mit eiserner Faust. Die Moralstatuten werden eingeführt und dienen nur einem Ziel: religiöser Fanatismus. Die Moralmiliz patrouilliert durch die Straßen, nimmt wahllos Leute fest und verbreitet Schrecken wo es nur geht. Ember, die 17 jährige Protagonistin, hat sich damit bisher abgefunden, bis eines Tages ihre Mutter verhaftet wird und sie in eine Resozialisierungs- und Besserungsanstalt eingewiesen wird. Sie ist nicht länger ein freier Bürger, sondern Staatseigentum. Und in Gewahrsam genommen wurde sie von keinem geringeren als Chase, ihrer Jugendliebe, schlimmer kann es kaum werden, oder? Doch das Schicksal verknüpft die Zukunft der beiden fest miteinander.

Zu Beginn habe ich mich sehr an das dritte Reich erinnert gefühlt. Die HJ und den BDM. Zum Glück ging die Geschichte in eine ganz andere Richtung, entwickelte sich zu einer vollkommen eigenen Geschichte. Die Geschichte an sich fand ich abwechslungsreich, schön ausgeschmückt und gut erzählt. Im Mittelteil kamen mir aber eindeutig zu viele Action Szenen vor. Zeitweise ist die Handlung nur: vertrackte Situation, Mist, entkommen und wieder in eine verzwickte Lage kommen. Zum Glück war das letzte Drittel wieder ausgewogener und es blieb bei rund 150 Seiten im Mittelteil.

Mit Ember und Chase hatte ich anfangs auch so meine Probleme. Ember ist 17 Jahre alt, verhält sich aber, als wäre sie ungefähr vierzehn. Ihre Gefühle - allem außer ihrer Mutter gegenüber - schwanken von der einen zur nächsten Sekunde. Mal will sie sich Chase in die Arme werfen, ihm das Herz ausschütten und sieht ihre vergessen geglaubten Gefühlen wiederbelebt, doch im nächsten Moment verachtet sie ihn, flüchtet und verflucht Chase. Sie scheint mit nichts zufrieden, weder mit der Welt, noch mit sich selbst. Chase ist auch kaum besser, sein Handeln ist vorhersehbar und er durchschaubar. Dennoch reden die beiden stets aneinander vorbei. Er möchte nichts von sich preisgeben und Ember scheint zu ehoistisch um hinter die Fassade zu blicken. Nicht nur einmal wollte ich sie am liebsten schütteln, ihr ins Gesicht schreien, was eigentlich offensichtlich ist. Gegen Ende hat es sich aber gebessert und ich erwarte viel vom Folgeband :)

Artikel 5 - eine Dystopie, die auch ohne viele Fantasy oder Sci-Fi Elemente funktioniert. Im Gegensatz zu vielen anderen Dystopien habe ich bei diesem Buch das Gefühl gehabt, dass es eines Tages tatsächlich so kommen könnte. Ich war gebannt, konnte kaum aufhören zu lesen, aber dennoch hatte das Buch ein paar Schwachstellen. Von mir gibt es dafür gerade noch vier von fünf Klecksen.