Rezension

Vielversprechender, knisternder Auftakt einer Saga

Feuer und Stein - Diana Gabaldon

Feuer und Stein
von Diana Gabaldon

Bewertet mit 5 Sternen

Seit zwei Jahren kennen nun auch TV-Zuschauer Jamie und Claire. Dieses Paar ist die Inspiration für meinen Usernamen und immer, immer und immer wieder lesbare Lektüre. Man braucht nur etwas Ausdauer.

1945 stolpert die frischvermählte und aus den Lazaretten des 2. Weltkrieges zurückgekehrte Claire Randall auf ihrer Hochzeitsreise durch einen Steinkreis im schottischen Hochland - und landet im Jahr 1743 in den Armen eines teuflischen englischen Hauptmannes, der ihrem Mann zum Verwechseln ähnlich sieht. Gerettet wird sie von einem rothaarigen Highlander, an dessen Seite sie in den folgenden Monaten lernt, sich in dieser ihr neuen Zeit zurechtzufinden, nachdem sie akzeptiert hat, was ihr passiert ist. Und natürlich entwickelt sich zwischen den beiden die - meiner Meinung nach - größte Liebesgeschichte der Literatur.

Jamie wird, und das zu Recht, von den an der TV-Serie Mitwirkenden 'the king of men' genannt. Er ist mutig, stark, klug, romantisch, treu, leidenschaftlich, höchst moralisch und süß. Ein Traummann schlechthin. Und obwohl die sture und moderne Claire ihm in jeder Situation Gegenwind ins Gesicht bläst und sich die beiden ständig streiten, ist die tiefe Verbundenheit, die zwischen beiden entsteht, nicht weniger fassbar und real. Claires Verhalten und ihr Wissensvorsprung sind naturgemäß unstimmig für das 18. Jahrhundert, sonst aber leben Diana Gabaldons Romane durch penibelste Recherchen und detailreiche Beschreibungen des damaligen Lebens. Die Bände iher Outlander-Saga umfassen im Schnitt mindestens 1000 Seiten pro Band und niemals kommt Langeweile auf. Auch Nebenfiguren werden mit Biografien versehen und wer weiß, wem wir in einem der Folgebände noch begegnen werden. Jede Unterhaltung, jede Begegnung kann bedeutend sein und immer sind lebensnahe, oft von schottischen Ausdrücken durchzogene Dialoge die Basis der Geschichte. Gabaldons Bücher 'leben' ihre Figuren und dadurch 'erlebt' auch der Leser die Geschichte intensiv mit. Vor allem der ständig vorhandene, unterschwellige Humor, Claires Sarkasmus und Jamies kluge Beobachtungsgabe machen den Text zum einem Vergnügen für den willigen Leser, der sich an diese Wälzer heran traut. Belohnt wird er außerdem mit den ansprechendsten und schlicht schönsten Sexszenen, die ich in der Literatur kenne. Kein Wunder, dass Gabaldon sogar ein kleines Anleitungsbuch 'How I write Sex Scenes' herausgebracht hat. Das Buch stützt sich keineswegs auf diese Szenen, sie sind, wie im wahren Leben, natürlich hier und da eingeflochten und dabei so tief und respektvoll, dass sie einen für immer für andere Autoren in dieser Hinsicht verderben.

Was mich an anderen Fortsetzungsreihen oft stört ist die Tatsache, dass so offensichtlich ist, dass es sich um Reihen handelt. Erste Bände wirken oft nur wie Einleitungen und steigern die Spannung bis zu einem offenen Ende, das den Leser zum nächsten Kauf zwingen will. Diana Gabaldon macht es komplett anders. Kein Wunder - 1000 Seiten sind auch wahrlich genug, um WIRKLICH was zu erzählen. Claires Einführung in die schottische Gesellschaft, ihre Vefolgung und Flucht Jamies Gefangenschaft und wie die beiden danach wieder zueinanderfinden, das alles wirkt abgeschlossen. Man ist als Leser von der Fülle der Erlebnisse so gesättigt, dass man den beiden am Ende des Buches jede Stunde Ruhe gönnt und auch mit einem 'Happy Ever After' leben könnte.

Der erste Roman spielt (im Gegensatz zu späteren) komplett in Schottland und ist daher für Liebhaber des Landes gleichzeitig Geschichtsstunde wie Landesportrait. Auch einen meiner Urlaube hat dieses Buch inspiriert und mich für immer für die Highland-Clans und ihre Geschichte entflammt.