Rezension

Vier Frauen - eine Familie - und ihre Geschichte

Die Frau im hellblauen Kleid - Beate Maxian

Die Frau im hellblauen Kleid
von Beate Maxian

Bewertet mit 3.5 Sternen

Alles begann mit Käthe Schlögel, die 1927 ihren Traum erfüllen konnte, als sie nach dem Vorsprechen am Wiener Theater auch tatsächlich eine kleine Rolle ergattern konnte. Gegen den Willen ihrer Eltern. Doch Käthe macht ihren Weg und aus der kleinen Rolle werden bald größere. Nach Wien folgt Prag, dann Berlin. Aus Theater wird Film. Doch nicht nur ihr berufliches Leben verändert sich, sondern auch das Leben in Deutschland und Österreich. Und dadurch auch ihr Beziehung zu Jakob, der Jude ist.
In der heutigen Zeit leben Käthes Tochter Marianne Altmann, die Enkelin Vera und die Urenkelin Sophie in Wien in einem Haus. Marianne hat ihre überaus erfolgreiche Karriere als Schauspielerin beendet, Vera versucht sich nun - nachdem ihre Schauspielkarriere nicht richtig in Fahrt kam- als Drehbuchautorin und Sophie hat bereits sehr erfolgreich mit der Schauspielerei begonnen. Drei Frauen, drei unterschiedliche Charaktere und viele Geheimnisse zwischen ihnen. Vera möchte ein Drehbuch über ihre erfolgreiche Familie schreiben, vor allem über ihre Eltern, denn auch ihr inzwischen verstorbener Vater war ein berühmter Schauspieler. Doch nach und nach lüftet Marianne ein Geheimnis nach dem anderen, dass nicht nur Vera und Sophie betrifft, sondern auch das Geheimnis um die jahrzehntelange Ablehnung gegenüber der Familie Bleck und ihres Bleck-Films-Konzerns.

Beate Maxian hat mit ihrem Generationenroman eine ganze Familiengeschichte erschaffen, fiktive Figuren, die real erscheinen und Geheimnisse mit ihnen verwoben.
Es ist nicht der Spannungsfaktor, die diese Geschichte interessant macht, sondern die Gefühle, die man mit den Frauen verbindet. Gerade auf der älteren Zeitschiene, die das Leben von Käthe erzählt, ihren Zielstrebigkeit, ihren Traum auch gegen den Willen der Eltern durchzusetzen, ihren Weg zu gehen, aber gerade auch die HIndernisse, die sie überwinden muss und das was sie an Leid erfahren muss. Hier ist die Geschichte sehr emotional.
Die aktuellere Geschichte lebt von den Geheimnissen, die die Frauen jahrelang mit sich herumgetragen haben, die nun aber allesamt nach und nach als Tageslicht kommen - hier wirkt die Geschichte für mich etwas zu konstruiert, jedenfalls was die Hütung der Geheimnisse angeht.

Beate Maxian kann gut erzählen, die Personen mit Leben erfüllen, gerade die Geschichte von Käthe hat mich emotional berühren können und gefesselt. Durch die zweite Zeitebenene und den Nachkommen, wurde meines Erachtens allerdings kein Spannungsfaktor aufgebaut und die emotionale Stimmung geschwächt.
Dennoch war es eine interessante Familengeschichte einer fiktiven Schauspieldynastie. Hier ist überaus interessant, die Geschichte und Entwicklung von Theater und Film als Leser zu "beobachten" und auch den Blick hinter die Kulissen werfen zu können.
Von mir 3,5 Sterne - die ich, da ich keine halben Sterne verteilen kann, mit guten Willen auf 4 Sterne aufrunde, da mich der historische Erzählstrang überzeugen konnte.