Rezension

Vierzehn kontrastreiche Kurzgeschichten die zum Nachsinnen und mitfühlen der unterschiedlichsten Gedanken verleiten.

Die artgerechte Haltung von Gedanken - Bella Bender

Die artgerechte Haltung von Gedanken
von Bella Bender

Meine Meinung

Nachdem ich 2017 die sympathische Autorin Bella Bender kennenlernen durfte und mich ihr Debüt »Tinte in Wasser«, mit lebensnahen Erzählungen überzeugte, erschien dieses Jahr nun ihre zweite Kurzgeschichten-Sammlung »Die artgerechte Haltung von Gedanken« im Periplaneta Verlag.

Bezüglich des Themenbereiches bleibt sich die Autorin auch bei ihren neuen Geschichten treu. Alle Erzählungen spielen sich in ganz normalen Alltagssituationen ab oder werden so gezeichnet, dass man sich als Leser sehr schnell in die jeweilige Situation hineinversetzten kann. Das kontrastreiche Cover, das mit einer gezeichneten Frau in schlichten Schwarz-, Weiß- und Grautönen, deren Gesicht sich wie eine Maske vom Kopf abhebt, sowie einem rot kolorierten Titel besticht, passt sehr gut zu den unterschiedlichen Erzählungen, die sich alle mit Gedankengängen befassen.

Die Erzählungen unterscheiden sich in ihrem Umfang sehr, die ersten Geschichten wie »Der Turm« in dem es über ein Treffen geht, welches nie stattfindet oder »Am Zaun entlang« bei dem es um symbolische Bilder wie Freiheit und die Zäune, die uns daran hindern, vollkommen frei zu sein geht sowie »Der Preis von Zucker« bei der es um das Schamgefühl bei der Erkenntnis, dass es sich bei der Schädlingsbekämpfung letztendlich um einen Akt des Tötens handelt, umfassen lediglich ein paar Seiten. Bella Bender stellt mit diesen Geschichten den ersten Dominostein auf, um eine ganze Kette von eigenen Gedanken zu den Themen auszulösen.

Auch wenn die kurzen Erzählungen durchaus ein starkes Gefühl vermitteln, direkt in der Haut des Erzählenden zu stecken und viel Raum für die eigenen Überlegungen offen lassen, gefallen mir persönlich die etwas mehr ausgearbeiteten Kurzgeschichten besser. In »Wir legen Wert auf Authentizität« lässt uns die Autorin das Gewand eines Künstlers überstreifen, der sich durch den Verlust seiner großen Liebe in keiner guten seelischen Verfassung in einem Lokal wiederfindet um dort am Ende einer Reihe untalentierter Musiker, Zauberer und Kabarettisten aufzutreten. Während sich der Künstler beim Warten immer mehr Wein zuführt, wird ihm der Absturz seines Lebens bewusst.

Besonders gefallen hat mir die Erzählung über »Die Müllsammlerin« welche in ihrer kleinen Wohnung nur alte Gegenstände wegen ihrer Geschichten ansammelt und damit versucht ihre eigene Vergangenheit und deren schmerzhafte Erinnerungen zu ersticken.

Bella Benders Werk »Die artgerechte Haltung von Gedanken« beinhaltet vierzehn Kurzgeschichten der unterschiedlichsten Couleur, so gibt es darunter Erzählungen die mich mehr und andere wiederum die mich weniger in ihren Bann gesogen haben. Alle Geschichten haben allerdings eines gemein, sie sind sehr gut und einfühlsam geschrieben, so dass man die unterschiedlichsten Gefühle durchlebt und sich diverse Gedankenwelten offenbaren.