Rezension

virtuell und erschreckend

Cryptos - Ursula Poznanski

Cryptos
von Ursula Poznanski

Bewertet mit 3 Sternen

Jana hat Kerrybrook gestaltet, ein idyllisches Fischerdorf mit heimeliger Atmosphäre. Doch dann werden ihr Ausfälle angezeigt. Um die Ursache aufzudecken, begibt sie sich selbst nach Kerrybrook. Vor ihren Augen wird jedoch eine Frau getötet. Eigentlich kein Problem. Die Frau ist jedoch auch im realen Leben gestorben. Und so macht sie Jana daran, nicht nur in Kerrybrook, sondern in allen Welten nach der Ursache zu suchen. Dabei stößt sie auf ein Geheimnis, dass Millionen von Menschen das Leben kosten kann.

 

Ich finde die Idee der Autorin einfach genial. Die Menschen halten sich in von Weltendesignern gestalteten Welten auf und leben dort ihr Leben. Jana ist solch eine Weltendesignerin und sie hat die wohl friedlichste Welt geschaffen, die es gibt. Kerrybrook ist idyllisch, erinnert an Irland. Sanft geschwungene Hügel, grünes Gras, hier und dort ein Häuschen mit netten Menschen, ein kleiner Hafen, von welchem die Menschen zum Fischen fahren können. Alles ruhig und vor allem erholsam. Bis es zum Mord kommt.

 

Jana ist eine sehr neugierige und kluge Person, die mit sehr großem Gerechtigkeitssinn ausgestattet ist. Ihre Welten sind eher harmlos, bis auf Macandor, eine von Dämonen heimgesuchte Welt. 

Es gibt unendlich viele Welten, die jedoch nur mit einem Pass betretbar sind. Man kann sich Punkte verdienen, mit denen man sich neue Pässe kaufen kann, aber auch ein neues Aussehen. 

 

Es scheint viele Möglichkeiten zu geben, in der virtuellen Welt zu leben und die Autorin hat sich hier ein paar besondere einfallen lassen. So gibt es eine Welt für Dichter und Denker (nach griechischem Vorbild), eine Welt, die von Vampiren besiedelt ist oder von Dinosauriern. Es gibt Welten, die vom Mittelalter inspiriert sind oder einfach nur dazu da sind, um Nachrichten auszutauschen Es gibt blutrünstige Horrorwelten, aber auch eben idyllische wie Kerrybrook. Für jeden Geschmack ist etwas dabei.

 

Wie gesagt, die Idee fand ich richtig toll und doch habe ich erst einmal zwei Anläufe gebraucht, um in das Buch hineinzufinden. Beim zweiten Anlauf bin ich über die ersten 30 Seiten hinausgekommen und fand die Story dann auch total interessant, doch dann hat sich die Autorin verrannt und mit langwierigen Textpassagen die Story sehr in die Länge gezogen. Es gab einige Wiederholungen bis endlich mal wieder Fahrt reinkam. Ab dieser Wendung war dann Spannung vorhanden, die es mir auch schwer gemacht hat, mich von dem Buch zu trennen. 

 

Jana war sehr sympathisch, auch durch ihre Hartnäckigkeit konnte sie einige Pluspunkte bei mir raushauen. Sie hat sich durch ihr Verhalten zwar manchmal in Situationen gebracht, die ausweglos erschienen, aber durch ihre Cleverness und durch die Hilfe von Freunden hat sie zumindest die Möglichkeit bekommen, sich für das Richtige zu entscheiden.

 

Immer wieder ist vom Klimawandel zu lesen und wie die Menschen es geschafft haben, die Erde so dermaßen zu erwärmen, dass ein Leben außerhalb fast nicht möglich ist. Das Wasser ist knapp und wird aufbereitet, das Essen wird durch eine Nährlösung ersetzt. In den virtuellen Welten jedoch gibt es Essen und Trinken im Überfluss und es wird dem Gehirn auch vorgegaukelt, dass alles schmeckt, während die Nährlösung durch den Kreislauf gepumpt wird. 

 

Die Autorin hat sich wirklich Gedanken gemacht und das sehe ich als sehr großen Pluspunkt. Sie hat selbst eine Welt designt, die in der Zukunft möglich sein könnte. Doch das, was in der realen Welt abläuft, ist drastisch und führt zu einer Katastrophe unmenschlichen Ausmaßes. 

 

Trotz der großen Längen und Wiederholungen, trotz der sehr langwierigen Jagd und den unnötigen Szenen war ich gebannt von der Zukunft, in der Jana und ihre Freunde leben. Die "Climate Fiction" öffnet Augen und macht nachdenklich.

 

Meggies Fussnote:

Auf uns wartete eine virtuelle Zukunft.