Rezension

Virtuelles Abenteuer - spannend und überraschend

Warcross - Das Spiel ist eröffnet - Marie Lu

Warcross - Das Spiel ist eröffnet
von Marie Lu

Bewertet mit 4 Sternen

"Warcross" ist für Teenager absolut gute Unterhaltung. Die Geschichte spielt in naher Zukunft  und erinnert der Idee nach ein wenig an "Ready Player One". Bei dessen Autor, Ernest Cline, sind die Menschen verrückt nach OASIS, bei Marie Lu nach Warcross, eine virtuelle Welt, in der via NeuroLink sportliche Wettkämpfe ausgefochten werden.

Die mittellose Hackerin und Kopfgeldjägerin Emika Chen erregt durch eine illegale Aktion die Aufmerksamkeit von Hideo Tanaka, der millionenschwere Kopf hinter Warcross. Er heuert Emika an, um einen Hacker ausfindig zu machen, der sich Zero nennt und das Spiel seit einiger Zeit sabotiert. Emika wird in die Warcross-Weltmeisterschaft eingeschleust, um undercover zu ermitteln und stößt bald auf eine Spur.

Das Ganze ist so konventionell wie fantasiereich geschrieben - mit großer Lust an Battle-Szenen, in denen sich die Teams gegenseitig Artefakte abjagen und geschickt Power-Ups sammeln. In virtuellen Eislandschaften, naturgewaltigen Fantasiewelten, nach Lust und Laune formbaren Szenerien.

Obwohl ich das Buch wirklich spannend fand, hatte ich früh den Gedanken, es könnte noch sehr viel besser sein. Und das meine ich ganz positiv. Denn die Entwicklung scheint, nach allem, was man am Ende von Teil 1 weiß, wirklich cool zu sein. Leider stört eine zu schnell und durchschnittlich auf den Weg gebrachte Lovestory immer wieder den Spannungsbogen. Und die stark vereinfachten technischen Abläufe kratzen etwas an der Authentizität. Bei Sätzen wie "von dort aus hackte ich mich in jedes einzelne Handy ein" werden echte Computernerds wohl leise stöhnen.

Allerdings überzeugt die Geschichte mit flotter Schreibe, einigen Überraschungen und unerwartet tiefgründigen Gedanken zur Digitalisierung, die mich definitiv neugierig auf den nächsten Band machen. Ich hoffe, Marie Lu knüpft an diese Stärken an und kann auch Dinge, die auf den ersten Blick wenig logisch erscheinen, glaubwürdig in der Fortsetzung vermitteln. Denn das Ende ist gleichzeitig dubios und genial. Ich hoffe, ich kann es nach Band 2 als ausschließlich genial einstufen.