Rezension

Voll in der Pubertät...

Wild und Wunderbar (2). Gegensätze halten zusammen (oder?) - Ilona Einwohlt

Wild und Wunderbar (2). Gegensätze halten zusammen (oder?)
von Ilona Einwohlt

Bewertet mit 4 Sternen

Fand ich den ersten Band noch richtig klasse, bin ich mir nach Lesen des zweiten Bandes nicht sicher, was ich von ihm halten soll...

In „Wild und wunderbar – Gemeinsam gegen den Rest der Welt“ (der erste Band) verfolgte die Geschichte schon irgendwie eine Handlung: Linn wurde von ihren Mitschülerinnen gemobbt, Shark kam neu in die Klasse, Linn wollte sich mit der Neuen unbedingt anfreunden. Im zweiten Band geht es um alles und nichts; und das meine ich so – Ilona Einwohlt kratzt ganz vieles an, von Verliebtsein über Ausländerfeindlichkeit, Rechtsradikalismus, Homosexualität, Streit zwischen besten Freundinnen, Jungs, Knutschen sowie grenzübertretendes Verhalten von Jungs, und selbst Ritzen (also selbstverletzendes Verhalten) wird in einem Nebensatz mal kurz erwähnt. Mir scheint, als wollte Einwohlt ganz viele Themen der Pubertät in ihr Buch einbauen und hat keins bis auf das Verliebtsein wirklich so ganz vertieft. Das fand ich ein wenig nervig, da ich als Leser relativ schnell das puber-themen-Bombardement wahrgenommen habe und mit jedem neuen Aspekt innerlich die Augen gerollt habe. Möglicherweise empfinden es Leser/Leserinnen der entsprechenden Altersgruppe anders.

Die ersten Schmetterlinge im Bauch sind ein ganz großes (und das einzig wirklich ausgearbeitete) Thema in diesem Buch. Allerdings hat auch das mich teilweise sehr genervt, denn als ein neuer in die Klasse kommt, Phil, drehen sich sämtliche Mädels nach ihm um – inklusive Shark, die zwar im ersten Buch noch absolut unkonventionell und wider allen Regeln gehandelt hat, nun aber mitmacht bei Glitzernagellack, Lippenstift, Wimperngeklimper und Miniröcken. Sie stöckelt in einer Episode sogar in High Heels am neuen Schüler vorbei. Da hilft auch eine semi-plausible Auflösung von Sharks Verhalten am Ende des Buches nicht wirklich. Das Verhalten, das Shark damit an den Tag gelegt hat, diskreditiert ihre Unabhängigkeit und ihr Selbstbewusstsein, das im ersten Buch ihr Markenzeichen für mich war, und macht sie in „Gegensätze halten zusammen (oder?)“ unauthentisch. Dass Linn, die ebenfalls ein Auge auf Phil geworfen hat, eifersüchtig auf Shark ist, wenn der Neue sich mit ihrer besten Freundin unterhält und diese insgeheim dafür abwertet, dass sie sich so an Phil ranmacht wie Linn selbst es gerne tun würde, ist zwar nachvollziehbar – denn wer von uns als Mädchen empfand nicht auch ein wenig Neid, wenn die beste Freundin die Gunst des Schwarms errungen hat? - aber mir wurde sie dadurch enorm unsympathisch. Linns Zuneigung zu Shark war in diesem Band eine nicht verständliche Achterbahnfahrt, nachdem sie sich im ersten Band so sehr eine beste Freundin gewünscht hat. Dafür erfährt man ein paar Hintergründe zu Shark, die im ersten Band angesprochen, jedoch offen gelassen wurden.

Ich hätte mir von Ilona Einwohlt ein wenig mehr Geradlinigkeit für diesen Band gewünscht, dann wäre der Verlauf der Geschichte nicht so schwammig und das Ende sicher nicht so lose gewesen. Es hätte mich schon sehr interessiert, wie Linns neues Interesse sich am Ende der Geschichte entwickelt hat. Insgesamt wirkt die Geschichte wie eine Ansammlung von allen Themen, die Mädchen während der Pubertät beschäftigen und interessieren könnten.

Leider kein würdiger Nachfolger zu dem tollen ersten Buch.