Rezension

Volle Punktzahl für diese perfekte Fortsetzung

Die Luna-Chroniken 2: Wie Blut so rot - Marissa Meyer

Die Luna-Chroniken 2: Wie Blut so rot
von Marissa Meyer

Da es sich bei bei diesem Buch um eine Fortsetzung handelt, kann die Rezension Spoiler enthalten.

Zum Inhalt:

Scarlet ist verzweifelt: Von ihrer geliebten Großmutter Michelle fehlt seit zwei Wochen jede Spur. Die Polizei hat den Fall zu den Akten gelegt, da es keine Hinweise auf ein Fremdverschulden gibt. Doch Scarlet ist sich sicher, dass ihre Grand-mère nie so einfach verschwinden würde. Ausgerechnet der mysteriöse Straßenkämpfer Wolf bietet Scarlet seine Hilfe an. Sie ist hin- und hergerissen, da sie nicht weiß, ob sie ihm trauen kann. Doch sie hat keine andere Wahl.
Zur gleichen Zeit gelingt Cinder mithilfe von Carswell Thorne, einem anderen Gefangenen, die Flucht aus dem Gefängnis in Neu-Peking, wo sie seit dem großen Ball eingesperrt war und auf ihre Auslieferung nach Luna gewartet hat. Sie macht sich auf die Suche nach jemandem, der er ihr mehr über ihre Vergangenheit erzählen kann.
Kai muss sich indes weiterhin Königin Levana stellen. Sie ist alles andere als erfreut, dass Cinder die Flucht gelingen konnte und gibt Kai drei Tage Zeit, Cinder zu finden. Andernfalls droht der Allianz Erde ein Vergeltungsschlag…

Meine Meinung:

Wie schön, dass die Wartezeit nach “Wie Sterne so silbern” nicht besonders lang war. Ich konnte es kaum erwarten, die Fortsetzung in den Händen zu halten. Und ich kann schon mal verraten, dass ich mich nun wieder in exakt der gleichen Lage befinde. Doch das Warten auf “Wie Sterne so golden” wird ein wenig länger dauern. Leider. :-(

Bereits nach wenigen Seiten wurde ich das erste (aber nicht letzte) Mal so richtig überrascht. Denn der Klappentext verrät zum Glück nicht alles. Cinder spielt in diesem zweiten Teil eine ebenso große Rolle wie im vorherigen Band. Ich bin irgendwie davon ausgegangen, dass Cinder nur in den Nachrichten und Gesprächen von Scarlet und Wolf vorkommen und ich so über ihr weiteres Schicksal informiert werden würde. Zu meiner großen Freude wurde ich recht schnell eines Besseren belehrt.

”Was immer sie auch tun würde, sobald sie hier rauskäme, eines wusste sie mit Gewissheit: Wenn sie nicht floh, bedeutete das den sicheren Tod, denn Levana würde früher oder später kommen, um sie mitzunehmen.” (Seite 53)

Geschickt verbindet Marissa Meyer die einzelnen Handlungsstränge. Scarlet und Cinder begeben sich mit ihren männlichen Gefährten unabhängig voneinander auf die Suche nach Antworten. Als Leser kommt man dabei in den Genuss mehr über sie und die Hintergründe zu wissen, als die beiden. So ist es die ganze Zeit über spannend zu verfolgen, wie die jungen Frauen peu à peu die Puzzleteilchen zusammensetzen. Das große Ganze bekommt nach und nach mehr Struktur und dem Leser wird im Gleichschritt bewusst, was das alles zu bedeuten hat. Und auch Kais Part reiht sich gelungen in die Geschehnisse ein, während er sich mit seinen Gefühlen für Cinder auseinandersetzen muss, um für den Staatenbund die richtige Entscheidung treffen zu können.

Das Märchen von Rotkäppchen und dem bösen Wolf ist wunderbar in die Geschichte integriert. Teilweise zwar sehr stark entfremdet, aber dennoch gut sichtbar. Wenn auch manchmal erst auf den zweiten Blick. Besonders dann, wenn es darum geht, dass Rotkäppchen mit dem Wolf redet und denkt, er wäre ihre Großmutter, weil er sich als diese verkleidet hat. Marissa Meyer hat hier wirklich ihre Fantasie spielen lassen.

“Scarlet hatte schon öfter das Heulen wilder Wölfe gehört, die auf der Suche nach leichter Beute um die Bauernhöfe strichen.                                                 Aber noch nie hatte ihr das Geheul eines Wolfes einen solchen Schauer über den Rücken gejagt.” (Seite 81)

So ist die Geschichte, wie auch schon im ersten Band, wieder ein ein bunter Mix aus Märchen, Science Fiction, Fantasy und Realem. Doch diesmal kommt durch Wolf und andere Umstände auch noch eine gehörige Portion Action dazu. So kam ich in den Genuss bester Unterhaltung ohne große Einbrüche. Die großartigen Ideen der Autorin und ihr flüssiger Schreibstil hatten daran auch einen großen Anteil.

Die neu hinzugekommenen Charaktere ergänzen die begonnen Geschichte perfekt. Wolf ist der nicht ganz so einfach zu durchschauende Fremde und Carswell Thorne der sehr von sich eingenommene Draufgänger mit einem gestohlenen Raumschiff.

Was mich hingegen gar nicht freut: Ich habe so eine leise Ahnung, wer in “Wie Sterne so golden” die Rolle von Rapunzel einnehmen könnte und habe nicht die geringste Lust bis zum Herbst warten zu müssen, um zu erfahren, ob ich Recht habe und was Marissa Meyer noch an Verwicklungen und Ereignissen für ihre Leser bereit hält. ;-)

“Cinder stand wie angewurzelt da, während sie den unterirdischen Raum in sich aufnahm. Hier also musste sie mit elf Jahren auf dem Operationstisch gelegen haben, während unbekannte Chirurgen ihren Körper auseinanderschnitten und ihn mit Stahlgliedmaßen wieder zusammenflickten.” (Seite 296)

Abschließend kann ich eigentlich nur folgendes schreiben: “Wie Blut so rot” ist für mich die perfekte Fortsetzung der Luna-Chroniken und hatte das gewisse kleine Etwas, das mir bei “Wie Monde so silbern” noch fehlte und für einen minimalen Punktabzug sorgte.

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