Rezension

Volle Punktzahl für schlaflose Nächte

Die Schlaflosen - Graham Masterton

Die Schlaflosen
von Graham Masterton

Bewertet mit 5 Sternen

John O´Brien steht kurz davor, die oberste Sprosse seiner Karriereleiter zu erklimmen. Gemeinsam mit seiner Frau und Tochter sowie einem Assistenten des Justizministeriums ist er via Helikopter auf dem Weg zu seiner Vereidigung als einer der obersten Richter. Doch es kommt alles anders, denn der Helikopter stürzt ab und die Insassen sterben bei dem vermeintlichen Unfall. Die Versicherungsgesellschaft der O´Briens hegt Zweifel, da es Ungereimtheiten bei dem Absturz gibt und sie weder bei Mord noch bei Selbstmord die Lebensversicherungssumme auszahlen muss. So setzt sie einige ihrer Detektive auf den Fall an, einer von ihnen ist Michael Reardon, der diesen Fall zunächst nur widerwillig übernimmt, da er noch immer unter psychischen Problemen leidet, die ein früherer Fall bei ihm auslöste. Seine Nachforschungen werfen schnell immer mehr Fragen auf, deuten aber auch auf einen grausamen Mord hin, dessen Motiv weiter reicht als sich Michael auch nur ansatzweise vorzustellen vermag. Michael kommt einer mächtigen und skrupellosen Gruppe geheimnisvoller Männer, die alles daran setzt ihre Machenschaften und wahren Identitäten zu verschleiern, auf die Spur und dieses Wissen ist verhängsnisvoll und tödlich ...

Leseeindruck

Als Liebhaber des Horrorgenres wurde es für mich nun endlich Zeit, ein Werk des englischen Großmeisters der Angst Graham Masterton zu lesen. Sein neuestes Werk, erschienen im FESTA-Verlag, der sich das Motto "Wenn Lesen zur Mutprobe wird" auf die Fahne geschrieben hat, sprach mich sowohl inhaltlich, als auch optisch an, denn das Cover ist ein echter Eyecatcher. Stolze 586 Seiten schreckten mich nicht ab, im Gegenteil, denn ich liebe es, tief in eine Geschichte abzutauchen und auch lange in ihr zu verweilen. Vor allem dann, wenn sie so gut erzählt ist wie diese.

Masterton baut seine Figuren detailliert auf, gibt ihnen ausreichend Raum und Zeit sich zu entwickeln und dem Leser das Gefühl, sie in dieser Entwicklung hautnah zu begleiten. In verschiedenen, wechselnden Handlungssträngen führt er uns langsam aber stetig in die - und das wird schnell klar - äußerst komplexe Geschichte ein. Dabei kommen zu keiner Zeit Längen auf, vielmehr entfaltet die Story eine regelrechte Sogwirkung, die einen packt und bis zum Ende hin nicht mehr loslässt. Der Autor lässt den Leser selbst Schlüsse ziehen, ihn in seinen Empfindungen und Sympathien für die Charaktere schwanken und das ist etwas, das ich sehr an guter Unterhaltungsliteratur schätze. Unser Protagonist Michael hat seine Dämonen, ebenso die anderen Handlungsträger und genau das macht ihn so glaubwürdig und bringt ihn dem Leser nah.

Der Schreibstil ist einehmend, liest sich flüssig und gut, der Spannungsbogen ist rund und wird immer wieder von Cliffhängern und Spitzen untermauert. Sex und Horror sind dezent eingebaut, lassen den Leser schaudern, fügen sich ansonsten aber unaufdringlich in die Handlung ein. Es gibt durchaus brutale und auch blutige Szenen, die aber niemals überzogen wirken. Es ist das subtile Böse, dass diesen Roman zu einem gelungenen Mix aus Horror und Thriller macht. Die titelgebenen Schlaflosen, deren Ursprung und Motive innerhalb der Geschichte offengelegt werden, sind eine interessante Wahl als Antagonisten. Ich werde nicht näher auf sie eingehen, da ich Niemandem etwas von der Handlung vorwegnehmen möchte, aber definitiv finde ich ihren Hintergrund nicht nur sehr interessant, sondern symbolisch auch äußerst erhellend. Sie sind uns Menschen nicht so unähnlich wie man auf den ersten Blick meinen möchte.

Fazit

"Die Schlaflosen" aus der Feder Mastertons konnte mich komplett überzeugen. Ein durchweg spannender Horror-Thriller-Mix, der mit einem flüssigen Schreibstil, sehr gut ausgebauten, vielschichtigen Charakteren und einer wohl dosierten Prise Sex und Horror punkten kann. Ein Pageturner, der trotz seines Seitenumfangs zu keiner Zeit langatmig ist, und mich deshalb oft schlaflos bis in die Nacht hat lesen lassen.