Rezension

Voller Leben, Authentizität und Ausdruckskraft

Die Seele des Bösen - Vermisst - Dania Dicken

Die Seele des Bösen - Vermisst
von Dania Dicken

Bewertet mit 5 Sternen

Ich liebe Sadie seit erster Stunde und auch wenn ich am Anfang etwas brauchte, um mit ihr warm zu werden, weil ich Andrea so schmerzlich vermisst habe. So hat sie sich doch immer mehr einen festen Platz in meinem Herzen gesichert.
Jeder einzelne Fall ist schlimm und ohne Frage brutal und perfide. Aber hier wäre ich der Autorin am liebsten an die Gurgel gesprungen.
Sie bringt das zum Vorschein, was ich niemals sehen wollte.
Was mich im Inneren Stück für Stück immer mehr zerbrechen ließ.
Gewalttaten sind schlimm, keine Frage.
Doch noch schlimmer ist es, wenn man die Betroffenen liebt und kennt.
Das ist ein Punkt warum mir dieser Fall auch so unglaublich nahe ging.
Distanziert oder neutral betrachten geht einfach nicht.
Die Erde bebt und man hat das Gefühl völlig verschluckt zu werden.
Kein Halt mehr zu finden.
Das Entsetzen, die Verzweiflung und die Hilflosigkeit bahnen sich immer mehr einen Weg durch alles hindurch und man kann dem verdammt nochmal rein gar nichts entgegensetzen.
Es hat mich wirklich an den Rande des Abgrunds getrieben und oft musste ich das Buch beiseite legen, weil es anders nicht zu ertragen gewesen wäre.
In jeder Sekunde war ich ganz bei Libby und Julie. Bei Sadie, Andrea, Greg und bei Matt.
Habe mit Ihnen gehofft und gebetet.
Doch je mehr man voranschreitet, umso bewusster wird einem wie ernst und spürbar aussichtslos es ist.

Dabei hat alles so schön angefangen. Ich hab so gelacht , mich geborgen gefühlt und war eins mit dem Universum.
Ich hab mich wahnsinnig über das Wiedersehen mit Andrea und ihrer Familie gefreut. Das sind Gefühle, die kann man unschwer beschreiben.
Das ist etwas , was tief aus dem Herzen kommt. Ganz tief drinnen.
Doch nach jedem Hoch kommt auch ein Tief.
Es brach die Hölle los und ich wusste einfach nicht wie mir geschieht.
Ich fühlte mich so hilflos und ohnmächtig. Ich hätte gegen Wände schlagen mögen.
Doch hätte das was geändert?
Dadurch das man die Perspektiven der Ermittler und der Opfer erfährt, macht es nicht leichter.
Ja man versteht, fiebert und zittert gnadenlos mit.
Aber man ist auch nahe dran selbst an dem Ganzen zugrunde zu gehen.
Es verletzt zutiefst. Man ist zu befangen. Zu nahe an den Betroffenen dran.
Das hat es für mich so wahnsinnig emotional gemacht. Ich glaube so nahe ging es mir noch nie. Was es zu einem sehr starken Band macht.
Denn neben den ganzen Erschütterungen kommt auch die Entwicklung der Charaktere sehr gut heraus. Sie sind gewachsen und stärker geworden, was man sehr gut zu spüren bekommt.

Die Thematik selbst ist sehr gut gewählt und bei diesem ganzen Kalkül was mir hier begegnete, sind mir immer wieder eisige Schauer über den Rücken gefahren.
Es wurde klar, wie beängstigend das Ganze ist und das man nicht davor gefeit ist , in die Schusslinie zu geraten.
Doch als wenn das noch nicht reicht, wird man immer weiter gefordert und durch einige Höhen und Tiefen geschickt.
Es ist nicht einfach. Zu keinem Moment.
Für den Leser nicht. Für die Ermittler nicht. Und für die Opfer nicht.
Doch man kann gestärkt daraus hervorgehen und etwas für sich selbst mitnehmen.
Die Ermittlungen sind gründlich und man arbeitet eifrig daran mit und versucht Lösungen zu finden.
Doch was, wenn es keine Lösungen gibt?

Es ist keinesfalls ein Thriller der nur aus Angst, Schmerz, Traurigkeit und Wut besteht.
Es gibt auch Momente voller Glück und Wärme.
Momente in denen man angekommen ist.
Eine Handlung die mich unglaublich zum weinen gebracht hat.
Vor Schmerz, Angst , Schock und vor Glück und Liebe.
Und ganz besonders wichtig. Es ist ein unglaublich starker Band, man geht zwar durch die Hölle. Aber man kann sich in jeder Sekunde wunderbar hineinversetzen und es nachvollziehen.
Voller Leben, Authentizität und Ausdruckskraft.
Auch wenn ich dachte , ich schaff es nicht. So ist es doch ein absolutes Jahreshighlight für mich.