Rezension

Vollgas geben mit Joe Hill und Stephen King?

Vollgas - Stephen King, Joe Hill

Vollgas
von Stephen King Joe Hill

Bewertet mit 3.5 Sternen

Eine Kurzgeschichte von Joe Hill und Stephen King muss von mir natürlich gelesen werden, da ich Fan beider Autoren bin. “Vollgas” ist eine Zusammenarbeit dieses Vater-Sohn-Gespanns und versteht sich nach Aussage der beiden Autoren als Hommage an den Film “Duell” von Steven Spielberg, welchen ich bis zum jetzigen Zeitpunkt aber nicht gesehen habe. Auch das gleichnamige Buch von Richard Matheson ist mir bisher nicht bekannt.

Eine Motorradgang namens Die Stämme, bestehend aus hauptsächlich alternden Veteranen, jagen über die Straßen. Sie versuchen vor einer Tat davonzufahren, die sie erst vor Kurzem im Affekt begangen haben. Alle Mitglieder sind hart im Nehmen und bereits mindestens einmal im Knast gewesen, doch sowas hat noch niemand von ihnen erlebt. Unter den zehn Mitgliedern gibt es auch noch das Vater-Sohn-Gespann von Vince und Race. Zwischen beiden besteht eine angespannte Verbindung, die auch vom Rest des Clubs gespürt wird.
Nach einem Zwischenstopp an einer Raststätte und einem dortigen Austausch fahren sie allesamt weiter und begegnen schon bald einem ganz bestimmten Lastwagen immer wieder, der sie schließlich zu jagen beginnt.

Bereits nach dem ersten Abschnitt dieser Kurzgeschichte musste ich sehr stark an die Fernsehserie “Sons of Anarchy” denken, von der Stephen King ein großer Fan ist. Inwieweit sein Sohn diese Leidenschaft teilt ist mir jedoch nicht bekannt.
In einem ähnlichen Flair wird die staubige Szenerie beschrieben, in der es ein äußerst angespanntes Vater-Sohn-Dilemma gibt, das die ganze Gang beeinflusst. Dazu dröhnende Maschinen, Sand im Haar und die Freiheit auf der Straße, die einen blutigen Beigeschmack trägt.

Diese Geschichte wird durch den Truck mit dem Schriftzug LAUGHLIN in eine völlig andere Richtung gebracht. Alte Sorgen spielen schon bald keine Rolle mehr. Vince hat sich bereist bei der ersten Begegnung mit diesem Truck prophetisch verlesen, indem er statt Laughlin SLAUGHTERIN (Schlachtung, Blutbad) las. Ein paar Mal begegnet die Gang dem Lastwagen und sie wundern sich über sein seltsames Fahrverhalten. Manchmal scheint er über die Straße zu kriechen, ein anderes Mal ist er schneller als erwartet. Doch früh genug finden sie heraus, was dieses Verhalten zu bedeuten hat und bezahlen dies mit ihrem Schweiß und ihrem Blut.

Die Geschichte ist sehr kurzweilig und flüssig zu lesen. Sie ist auch sehr bildhaft und damit heftig, da doch einige sehr blutige Szenen schonungslos beschrieben werden. Im Grunde geht es neben der geschilderten Brutalität und der Gesetzlosigkeit der Motorradgang aber um eine verkorkste Vater-Sohn-Geschichte, die sehr ehrlich und hart beschrieben wird.

Mir hat “Vollgas” ganz gut gefallen. Ich kann nun keinen wirklichen Kritikpunkt nennen, dennoch hat mich die Kurzgeschichte nicht vom Hocker hauen können. Zudem fand ich es sehr schade, dass etwas mehr als die Hälfte der ebook-Datei aus Leseproben für andere Werke der beiden Schriftsteller besteht, womit diese Geschichte eigentlich mehr als Werbeplattform für andere Bücher gilt. Trotzdem ist sie für Leser weiterzuempfehlen, die eine Geschichte voller Gesetzlosigkeit, Brutalität und Sand in den Haaren suchen, die zudem mit schön gezeichneten Charakteren daherkommt und einen ganz anderen Unterton mit sich bringt, als man eigentlich erwarten würde.