Rezension

Vom Alleinsein und der Einsamkeit

Die andere Schwester - Kristin Hannah

Die andere Schwester
von Kristin Hannah

Bewertet mit 3 Sternen

Die Schwestern Claire und Meg stehen sich nicht besonders nah. Doch dann schlägt bei Claire die Liebe wie der Blitz ein und sie will auf der Stelle heiraten! Meg möchte die jüngere Schwester vor drohendem Unglück bewahren. Sie weiß selbst nur allzu gut, auf welche Art viele Ehen enden können.

Es geht um die Schwestern Meg und Claire, die eine schwierige Kindheit hinter sich haben und auseinander gedriftet sind. Sie haben als Erwachsene kaum Kontakt, nehmen am Leben des anderen nicht teil und werden durch die kommenden Ereignisse unerwartet zueinander geführt.

Claire ist Mitte Dreißig und begnügt sich mit einem eher beschaulichen Leben. Ihr Töchterchen und das Management eines kleinen Feriendorfs halten sie genug auf Trab, und sie fühlt sich im Großen und Ganzen wohl in ihrem Leben. 

Meg ist Anfang Vierzig und die toughe Business-Lady vor der sich die Männer hüten müssen. Als Scheidungsanwältin ist sie gefragt und schafft es, den Herren zugunsten der geschiedenen Gattinnen das letzte Hemd auszuziehen. In ihrem Leben ist es mit der Liebe nicht weit her. Ihr reicht es, abends in die Bars zu ziehen und nach jungen, appetitlichen Betthüpfern zu sehen. 

Claire hat sich auf den ersten Blick in den Countrysänger und Vagabunden Bobby verliebt. Doch mit dem Verliebtsein allein ist es nicht getan, es muss natürlich gleich eine Hochzeit sein. Da sieht Meg rot und möchte die kleine Schwester vor diesem Unglück bewahren. Schnell stellt sich heraus, dass Meg eben nicht alles kann ... 

Hauptsächlich geht es darum, dass sich Meg und Claire zugleich ähnlich und fremd sind. Gleichzeitig thematisiert Kristin Hannah Einsamkeit und fehlendes Vertrauen, das dem Alleinsein zugrunde liegt. Und natürlich geht es um die Liebe, die alles aus den Angeln hebt.

Die Handlung an sich fand ich ok, auch wenn sie nicht voll und ganz überzeugen kann. Ich persönlich verstehe nicht, wie sich eine Mutter und Mittdreißigerin auf eine Blitzhochzeit einlassen kann ohne abgesichert zu sein. 

Aber gut, jedem das Seine, denn die Geschichte nimmt schon sehr interessante Züge an. Die Schwestern haben eine schwierige Kindheit hinter sich gebracht, an die man in sanften Rückblenden herangeführt wird. Problematischer Mittelpunkt ist die extravertierte Mutter mit Star-Qualität, die ihre Töchter stets vernachlässigt hat. Außerdem wurden die Schwestern regelrecht auseinandergerissen, was der Ursprung ihrer - ja - traumatischen Beziehung zueinander ist.

Neben dem Blick in die Vergangenheit steht die unmittelbare Zukunft vor der Tür. Die Hochzeit steht bevor und so ein Ereignis will gut vorbereitet sind. Dieser Part nahm mir viel zu viel Raum im Geschehen ein. Es werden Brautkleider anprobiert, Menüs werden besprochen und die Liebe laufend geschworen, was für meinen Geschmack zu sehr in Richtung Chick-Lit geht. 

Obwohl es spannende Elemente gibt - ein mysteriöser Joe taucht auf, der ein schreckliches Geheimnis hat - wird die Geschichte plätschernd erzählt, was mich stellenweise gelangweilt hat.

Kristin Hannahs Schreibstil ist phänomenal. Der Roman liest sich schon fast wie Butter, durch die man durchflutschen kann. 

Insgesamt ist „Die andere Schwester“ ein netter Frauenroman, der teilweise in die Tiefe geht, allgemein betrachtet dann doch zu sehr an der Oberfläche kratzt. Spannende Hintergründe und unvorhergesehene Ereignisse trösten über mädchenhafte Szenen hinweg, was im Endeffekt zu einem angenehmen Leseerlebnis führt. 

Mir war „Die andere Schwester“ zu sehr ein Frauenroman, was weniger meinem Geschmack entspricht. Wäre das Buch von einer anderen Autorin gewesen, hätte ich wahrscheinlich nicht dazu gegriffen.