Rezension

Vom Ende und vom Neuanfang – das beeindruckende Finale eines intelligenten Fantasy-Epos

Ein Reif von Silber und Gold - Stephan M. Rother

Ein Reif von Silber und Gold
von Stephan M. Rother

Bewertet mit 5 Sternen

Die Krönung der unglaublich atmosphärischen, fast schon epischen Fantasy Trilogie auf internationalem Niveau.

„Die vergessenen Götter zürnen. Und ihr Zorn hat geweckt, was in einem Schlaf lag, der seit der Zeit der Alten währte.“ (S. 272)

 

„Die Menschen womöglich konnten nicht Bestand haben, wenn sie nicht endlich anfingen zu lernen.“ (S. 342)

 

Meine Meinung:

Normalerweise stelle ich meinen Rezensionen gerne ein Zitat aus dem Buch voran, so wie ich es hier auch getan habe. Doch diesmal ist mir die Auswahl unglaublich schwer gefallen, denn Stephan Rother besitzt die Gabe, beeindruckend und bildgewaltig mit Worten und Sprache umzugehen und gleichzeitig tiefgründige Gedanken zu transportieren und im Geist des Lesers nachhallen zu lassen („Wahrheit ist das, worauf sich die Menschen einigen, dass es die Wahrheit ist.“  - S. 201).

 

Doch zunächst erst einmal zur Geschichte selbst: Sie knüpft (recht) nahtlos an die Geschehnisse des zweiten Bandes an. Obgleich es der Autor erneut scheinbar mühelos schafft, seine Leser abzuholen und die vorangegangenen Ereignisse noch mal Revue passieren zu lassen, kann ich nur jedem dringend anraten, zuvor die beiden ersten Bände gelesen zu haben. So ist es ein Leichtes, sofort wieder in die Geschichte hineinzufinden und wieder mit den Protagonisten vertraut zu sein. Sölva, Leyken und Pol bilden erneut das Dreigestirn, das die Geschicke dieser Welt in ihren Händen hält. Jede Figur hat ihren eigenen Platz, ihren eigenen Auftrag (auch wenn sie sich dessen zu Beginn selbst noch nicht bewusst sind) – und doch hängt Alles mit Allem zusammen, wie der Erzähler seit Band 1 so oft betont hat. Stephan Rother wäre nicht Stephan Rother, wenn er am Ende dieses Versprechen nicht einlösen würde – und seinen Lesern und Leserinnen auf eindrucksvolle Art und Weise beweist, wie sehr hier wirklich Alles mit Allem zusammenhängt. Auf diesem letzten Reiseabschnitt nimmt sich Rother viel Zeit, über das „große Ganze“ zu sinnieren. Es sind die Zusammenhänge, die in diesem Buch die gewichtigste Rolle einnehmen. Ganz nebenbei wirft Rother dabei Schlaglichter auf surreale Szenen, wie etwa im hohen Norden, wo sich der tapfere Bjorne Seelensaugern, Säbelzähnen, Winterwölfen und Schaudermännern zu erwehren hat. Große und verheerende Schlachten – weit mehr als eine – werden im „Vorbeigang“ skizziert,  ohne doch dabei ins Detail zu gehen und sich in Einzelheiten zu verlieren. Hierbei gelingt es dem Autor immer wieder, phantastische Bilder in meinem Kopf entstehen zu lassen, wie beispielsweise im Raum der Machinista auf der heiligen Esche. Darüber hinaus gibt es gleich mehrere Figuren, die im Lauf der Geschichte eine ganz besondere, überraschende Rolle offenbaren, wie etwa die Zofe Nala.

 

Mit abnehmender Restseitenzahl habe ich immer mehr gezittert und mich gefragt, wie der Autor dieses epochale Werk auf den wenigen noch verbleibenden Seiten noch zu einem Ende führen will. Noch viel mehr habe ich mich allerdings gefragt, ob eine solche Geschichte überhaupt ein Ende finden kann. Doch im letzten, nur sieben Seiten umfassenden Kapitel, gelingt Rother ein Geniestreich. Ich habe selten ein finales Kapitel gelesen, das mehr Erklärungen, schon fast philosophische Gedankengänge enthalten hat, wie es hier der Fall ist. Und so möchte ich den Autor selbst ein letztes Mal zitieren: „Warum hört es auf? Warum hört es auf, in dem Moment, in dem es beginnt?“ (S. 374)

 

So ist diese im wahrsten Sinne des Wortes phantastische Geschichte zugleich eine Parabel für die Welt, in der wir leben. Sie ist ein Plädoyer dafür, sich selbst keine Grenzen zu setzen – und erstrecht keine Grenzen setzen zu lassen. Denn Du bist der Held der Geschichte, die Du selber schreibst…

 

FAZIT:

Die Krönung der unglaublich atmosphärischen, fast schon epischen Fantasy Trilogie auf internationalem Niveau.