Rezension

Vom Flüchtlingsboot zur Olympiade

Butterfly - Yusra Mardini

Butterfly
von Yusra Mardini

Bewertet mit 5 Sternen

Yusra Mardini, ein Mädchen aus Syrien, erzählt mit diesem Buch ihre anrührende Geschichte, die einzigartig ist. Mit viel Glück, aber auch durch Mut und Kampfgeist, hat sie es geschafft dem Krieg in Syrien zu entkommen, in Berlin eine neue Heimat zu finden und sogar die Erfüllung ihres großen Traums zu erreichen: Als Schwimmerin bei den olympischen Spielen anzutreten.  

Yusra war glücklich in Syrien. Ihr Vater, ein Schwimmtrainer, unterzog sie und ihre Schwester Sara einem harten Trainingsprogramm, aber sie waren gut, alle beide, und starteten für die syrische Nationalmannschaft. Als dann das Leben in ihrer Heimatstadt erst kompliziert und dann gefährlich wurde, mussten sie sich von ihrer Lebensplanung verabschieden.

Hier bekommt man anschaulich erzählt, was man schon lange wissen wollte: Wie war das Leben in Syrien vor dem Krieg? Wie kam es dazu? Was treibt die Menschen in Scharen aus dem Land und wie kann man so eine Flucht bewerkstelligen? Wie fühlen sich Flüchtlinge, die in Deutschland ankommen? 
Was Yusra erlebt hat ist schrecklich, aber bei weitem kein Einzelschicksal. Sie hatte allerdings das zweifelhafte Glück, Medieninteresse zu erwecken, weil sie gemeinsam mit Sara schwimmend ihr Fluchtboot stabilisiert hat, das auf seiner Fahrt nach Lesbos zu kentern drohte. Zwei Mädchen, 17 und 19 Jahre alt, retten ein Flüchtlingsboot in Seenot, ein gefundenes Fressen für die Presse.

Als das olympische Komitee 2016 ein Flüchtlingsteam an den Start schicken will mit Sportlern, die ihre Heimat verlassen mussten und nun kein Land mehr haben, für das sie antreten können, wird auch Yusra für dieses Team nominiert.
Knapp ein Jahr nach ihrer entbehrungsreichen Flucht war Yusra noch nicht wieder in Topform. Sie hat lange mit sich gehadert, ob sie antreten sollte. Sie wollte immer zur Olympiade, aber sie wollte das durch ihre Leistungen erreichen. Eine Teilnahme im  Flüchtlingsteam empfand sie als zweifelhafte Ehre. Ist „Flüchtling“ tatsächlich ein Begriff, der Menschen im Unglück eint, ihre Nominierung ein Gnadenakt?

Yusra beschließt, ihre Teilnahme an den olympischen Spielen dazu zu nutzen, eine Art Botschafterin aller Flüchtlinge zu werden. Sie will anderen Mut machen und zeigen, dass man etwas erreichen kann, auch wenn man gezwungen ist, das Land zu wechseln. Und sie will der Welt zeigen, dass das Wort „Flüchtling“ kein Label ist, ein Flüchtling ist ein Individuum, ein Mensch wie jeder andere, der nur vielleicht das Pech gehabt hat, zur falschen Zeit am falschen Ort geboren zu werden. 

Dieses Buch erzählt ihre Geschichte und ist gleichzeitig ein Fanal, aufrüttelnd, anrührend und bewegend. 

Das Hörbuch möchte ich besonders empfehlen. Die Sprecherin liest wunderbar, wertet nicht, liest schlicht und geradeaus einen Text, der schnörkellos von Schrecklichem erzählt.