Rezension

Vom Gärtnern, Orgelspielen und dem Leben als Autor

So viele Hähne, so nah beim Haus - Maarten 't Hart

So viele Hähne, so nah beim Haus
von Maarten 't Hart

Bewertet mit 4.5 Sternen

Achtzehn  deutlich biografisch geprägte Erzählungen aus der Sicht eines Icherzählers versammelt 't Harts neueste Sammlung von Erzählungen.

In der Erzählung, der die deutsche Ausgabe ihren Titel verdankt, fragt sich der Icherzähler, welche fremden Hähne in aller Frühe wohl seine eigenen Zwerghähne wecken und zum Krähen verleiten. Wer würde irgendwo zwischen Flughafen und Gefängnis Hähne halten, gleich mehrere Hähne? Seine Ermittlungen führen ihn ein Wäldchen, machen ihn jedoch keineswegs schlauer. Jedes Mal scheint es dort mehr Hähne zu geben, die offensichtlich regelmäßig gefüttert werden. Die Ursache des Krähproblems ist so skurril wie man es in einer Erzählung aus 't Harts Werk erwarten kann …

Die niederländische Ausgabe  des Sammelbands bezieht ihren Titel „Die Mutter Ikabods“ aus den Erlebnissen des Erzählers als Vertretungs-Organist. Der alte Fokke ist längst tot, der ihn immer wieder gebeten hatte, als Organist bei Trauerfeiern einzuspringen. Mitten in einem kalten Sommer soll der Vertreter des Organisten mit der Vertreterin des Pfarrers zusammen arbeiten und fragt sich, ob überhaupt jemand am Gottesdienst teilnehmen wird. Die Szene zeigt wie in einem Brennglas, dass er sich längst seinem Glauben entfremdet hat und sein Vater das nicht billigen würde. ('t Hart selbst ist in streng calvinistischem Umfeld aufgewachsen).

Neben dem Leben als Autor und Biologe sind das Orgelspiel und die exzentrisch wirkende Abgrenzung verschiedener Glaubensgemeinschaften im Alltag ein wiederkehrendes, verbindendes Element dieser Erzählungen. Die erste dieser religiös geprägten  Erzählungen „Die Stieftöchter von Stoof“ stammt aus 't Harts Biografie „Das Paradies liegt hinter mir: Meine frühen Jahre“. Meine Lieblingsgeschichten sind klar „Maartens Hanfplantage“, in der eine fremde Frau piratenhaft versucht, Hanfpflanzen im üppig wuchernden Garten des Erzählers zu pflanzen, und „Der Wiegestuhl“, die von einer Reise des Autors zu seinem schwedischen Verleger und seiner Übersetzerin erzählt.

Falls Sie bisher noch nichts aus dem Werk des Autors aus Maassluis gelesen haben, ist dieser Erzählband eine passende Gelegenheit.