Rezension

vom Leben und Sterben – berührende Geschichte

All die schönen Dinge - Ruth Olshan

All die schönen Dinge
von Ruth Olshan

Bewertet mit 4.5 Sternen

In ihrer Freizeit treibt sich die 16-jährige Tammie auf Friedhöfen herum, um nach dem perfekten Grabspruch zu suchen – für sich selbst, denn ihr Leben könnte jeden Tag vorbei sein, wenn das Aneurysma in ihrem Kopf platzt. Tammie soll jegliche Aufregung und Anstrengung vermeiden, positive wie negative – all die schönen Dinge eben. Doch dann trifft sie auf dem Friedhof Fynn und beginnt, sich noch mehr Gedanken zu machen, auf was sie im Leben verzichten möchte und welches Risiko sie bereit ist, einzugehen...

All die schönen Dinge ist ein ernstes Buch, es ist ein bewegendes Buch, ein trauriges, aber ebenso ein spaßiges.

Tammie ist eine sehr sympathische Protagonistin. Seit Jahren lebt sie mit der tickenden Zeitbombe in ihrem Kopf, jederzeit könnte etwas passieren – muss aber nicht. Sie macht sich viele Gedanken über das Leben, aber auch über das Sterben. Obwohl ihre Eltern ihr wünschen, alle wichtigen Erfahrungen des Teenagerseins machen zu können, möchten sie sie andererseits gern hin und wieder in Watte packen. Tammie reagiert recht gelassen auf ihre oft überfürsorglichen Eltern. Sie ist sich der Gefahr bewusst und denkt viel darüber nach, welches Risiko sie bereit ist einzugehen und inwiefern sie sich in ihrem Leben einschränken lassen will. Dadurch entstehen viele nachdenkliche und bedrückende Szenen – manchmal aber auch witzige, da Tammie eine ganz eigene Herangehensweise an viele Dinge hat. Und da Tammie die Ich-Erzählerin ist, lässt sie den Leser an allen Gedanken und Gefühlen intensiv teilhaben. Sie hat eine sehr angenehme, flüssige und bildhafte Erzählweise.

Auch Fynn ist mit seiner sehr lockeren Art sehr sympathisch. Obwohl er den Ernst der Lage sofort versteht, bläst er nicht Trübsal und hat immer wieder Späße auf Lager, um Tammie die Sorgen zu erleichtern. Ebenso oft zeigt er sich aber auch von einer sehr führsorglichen, ernsten Seite.

Die Handlung entwickelt anders, als ich es mir zunächst vorgestellt habe. Die erste Liebe ist ein großes Thema des Buches, aber auch der erste Verlust.
Manche Szenen in dem Buch waren für mich etwas skurril und unrealistisch, aber insgesamt baut sich eine sehr stimmige und atmosphärische Geschichte auf, die viel Zeit an einem recht ungewöhnlichen Handlungsort verbringt. Denn während Tammie nach dem perfekten Grabspruch sucht, stellt sie sich bei manchen Gräbern die Frage nach der Geschichte der Toten und dem Hintergrund ihres Spruches. Und so gibt es für Tammie und Fynn sogar noch ein kleines Rätsel zu verfolgen, das mit einer sehr überraschenden wie ergreifenden Auflösung daherkommt.

Fazit: Szenen zum Lachen und Szenen zum Weinen. Momente zum Nachdenken und Grübeln. Das ernste Thema des Aneurysmas mit all seinen Risiken wird in eine unterhaltsame und ebenso bewegende Geschichte um die erste Liebe, Freundschaft und Familie verpackt.

Vielen Dank an den Oetinger-Verlag für das Rezensionsexemplar.