Rezension

Vom rasanten Aufstieg und traurigen Niedergang des Berliner Freizeitparks

Rummel im Plänterwald - Christopher Flade, Ludwig Neumann, Sacha Szabo

Rummel im Plänterwald
von Christopher Flade Ludwig Neumann Sacha Szabo

Bewertet mit 5 Sternen

Für jeden Leser, der selbst einmal diesen Park besucht hat, sicherlich eine ganz wunderbare nostalgische Reise in die eigene Vergangenheit – für mich ein sehr interessantes Buch zu der vielleicht am meisten unterschätzten Sehenswürdigkeit Ostberlins.

„Heute ist der Park ein Lost Place, ein Ort des vergangenen Vergnügens, der einen morbiden Charme des Verfalls verströmt.“ (S. 9)

 

Meine Meinung:

Mit dem Buch „Rummel im Plänterwald“ haben die Autoren ein Stück Berliner Geschichte festgehalten und einen Ort im Herzen Berlins (Treptow) portraitiert, der in den vergangenen 50 Jahren eine sehr wandelbare Zeit durchgemacht hat. Am 04.10.1969 wurde der eigentliche „Kulturpark“ eröffnet und „sollte `das Prestigeobjekt´ zum 20jährigen Gründungsjubiläum der DDR werden und zeigen, wie modern und lebenswert der Sozialismus doch sei.“ (S. 15) In der Zeit bis zur Wende hat der Park einen bemerkenswerten Aufschwung erlebt, war weit über die grenzen Ost-Berlins bekannt und beliebt und entwickelte sich zu einem wahren Besuchermagneten – kein Wunder, gab es in der ehemaligen DDR doch nichts Vergleichbares („Ein Stück Westen im Osten“). So gibt das Buch für diesen Zeitraum nicht nur einen interessanten Einblick in die ersten rd. 20 Jahre des Parks, sondern in Teilen auch über das Leben in der damaligen DDR. Somit bietet dieses Buch auch ein kleines Stück „Ostalgie“ bei dem ich als „Wessi“ u.a. gelernt habe, was eine „Plantsche“ ist (S. 33).

 

Der eigentliche Niedergang des Parks begann wohl mit der Wende und der Privatisierung. Gestartet mit der Idee des „Waldparks“ hat man die Konzepte in den folgenden Jahren immer wieder über den Haufen geworfen und stetig Neues ausprobiert. Jedes Jahr kamen neue Attraktionen hinzu – immer höher, schneller, sensationeller musste es sein. Von 48 Attraktionen in 1993 bis auf 60 im Jahr 2001 wurde der Parkt „aufgepumpt“. Kein Wunder, dass in dieser Zeit auch die Eintrittspreise kräftig gestiegen sind, von 18 DM (1992) auf 29 DM (2001). Dennoch wurden die Besucherzahlen stetig weniger, da der Park mit der Wiedervereinigung auf einen Schlag eine große Zahl an Konkurrenten bekommen hatte. Im Jahr 2002 schloss der Park dann seine Tore und fristet seitdem einen Dornröschenschlaf. Zwar gab es zwischendurch immer wieder Versuche, dem Park neues Leben einzuhauchen, und auch namhafte Interessenten für den Betrieb, doch letztendlich schien alles immer wieder an Politik & Verwaltung gescheitert zu sein. So wartet der Park noch heute auf seine Wiedererweckung…

 

All diese „Lebensabschnitte“ des Parks haben die Autoren gründlich recherchiert und ausführlich dokumentiert. Auf den rund 270 Seiten des Hardcovers finden sich unzähligen Fotos und Illustrationen aus der fast 50jährigen Geschichte des Parks. Dazu haben die Autoren Zeitzeugen befragt und wissen auch viele interessante Anekdoten rund um den Park zu berichten. Sei es die Geschichte des „Eierhäuschens“, die schon krimihaften Ereignisse um Teile der Schaustellerfamilie Witte oder auch eine kleine Wohnsiedlung im Westerndorf. Dieses Buch bietet nicht nur Wissenswertes, sondern auch Unterhaltsames.

 

Wenn man dieses Buch liest, bekommt man unglaublich Lust, mal wieder einen Rummel oder klassischen Vergnügungsparkt zu besuchen – und ein bisschen Wehmut darüber, dass dieser Park heute dem Vergessen überlassen wird und vor sich hin verrottet.

 

FAZIT:

Für jeden Leser, der selbst einmal diesen Park besucht hat, sicherlich eine ganz wunderbare nostalgische Reise in die eigene Vergangenheit – für mich ein sehr interessantes Buch zu der vielleicht am meisten unterschätzten Sehenswürdigkeit Ostberlins.