Rezension

"Vom Rebell zum Revolutionär"

Die Akte Baader - Stefan Schweizer

Die Akte Baader
von Stefan Schweizer

ein lesenswertes Buch über die RAF

"Andreas Baader wächst ohne Vater bei Mutter, Tante und Großmutter auf. Früh zeichnen sich trotz verzweifelter Bemühungen der Mutter schulische Probleme und berufliches Scheitern ab. Baader schlittert in die Kriminalität, bewegt sich gern in der halbseidenen Münchener Schickeria, um dann in Berlin einen Politisierungsschub zu erfahren. Mit der Kommune 1 und der Kaufhausbrandstiftung 1968 vollzieht sich sein Weg vom Rebell zum Revolutionär. Mit der Gründung der linksrevolutionären Roten Armee Fraktion (RAF) wird er zum Staatsfeind Nr. 1!" - soweit der Klappentext.

 

Stefan Schweizer wurde in Ravensburg geboren. Seine Kindheit und Jugend verbrachte er in Stuttgart und in Pittsburgh/USA. Nach der Promotion und dem Zweiten Staatsexamen arbeitete der Autor im Bildungswesen. 2017 zog er nach Potsdam, wo er sich voll und ganz dem Schreiben zuwandte. Schweizer ist erfolgreicher Autor von Sachbüchern über Terrorismus, Politik und Geschichte, aber auch im Bereich Literatur- und Kulturwissenschaft. Seine große Leidenschaft gilt aber dem Schreiben von Kriminalromanen. (Quelle: Klappentext)

 

Der Autor nennt sein Buch einen "biografischen Roman", für mich eine etwas problematische Bezeichnung. Die von Andreas Baader bekannten Lebensdaten werden hier zusammen mit fiktiven Ergänzungen zu einer Geschichte zusammengefügt. Da ich die Hochzeit der RAF erlebt habe, habe ich das Buch doch mehr als Biografie gelesen, auch wenn mir durchaus bewusst war und ist, dass z.B. die Dialoge fiktiv sein müssen. Mich hat gestört, dass einige der Protagonisten mit erfundenen Namen, die sich gleichwohl an die realen Namen anlehnen, genannt wurden. Es fehlen Quellenangaben, die es erschweren, Fiktion von Realität zu trennen. Auch das Cover, das einen Ausschnitt aus einer bekannten schwarz-weiß Fotografie darstellt, die Andreas Baader bei einer Verhaftung zeigt, unterstützt den Sachbuch-Charakter. Sehr positiv ist Schweizers Wissen zu diesem Thema zu erwähnen.

Schweizers Schreibstil ist gut lesbar und sachlich, die Geschichte gut aufgebaut, beginnend mit Baaders Kindheit und den Erwartungen, die seine Mutter an ihn hat und die er völlig falsch versteht. Die Taten der RAF und ihre Geschichte werden gut beschrieben. Andreas Baader wird als geltungssüchtiger und von sich eingenommener Mann beschrieben, der große Veränderungen herbeiführen möchte.

Trotz meiner Kritik ist es ein lesenswertes Buch über die RAF, das ich durchaus empfehlen kann.