Rezension

Vom sich ausprobieren.

Wir hier draußen - Andrea Hejlskov

Wir hier draußen
von Andrea Hejlskov

Bewertet mit 4 Sternen

Vor dem Aussteigen sollte man sich gründlichst informieren. Warum diese Familie das nicht getan hat und nicht mal an das Müllproblem und Sickergrube gedacht hat vorher, ist für mich nicht nachzuvollziehen. Immerhin haben sie später noch ein Buch darüber gelesen, wie man ein Blockhaus baut, aber auch nur, weil es ihre Nachbarn zufällig besaßen und verliehen.

Eine fünfköpfige dänische Familie zieht in den Wald. In einen schwedischen Wald. Das Unternehmen wird dadurch möglich, dass ein Grundstücksbesitzer das entsprechende Gelände dafür zur Verfügung stellt und „der Kapitän“, eine Zufallsbekanntschaft, tatkräftige Unterstützung liefert.

Natürlich ist das Waldleben auf der einen Seite so romantisch und anders wie es sich die Familie in ihren Aussteigerträumen vorstellte und andererseits wieder sehr unromantisch und spannungsgeladen.

Worum es bei den zahlreichen Beziehungskonflikten ging, die alsbald auftreten, habe ich bei aller Liebe nicht immer begreifen können. Der Kapitän sagt zum Beispiel einmal, die Kinder sollten mehr mit anpacken. So what? Warum ist das jetzt so schlimm? Ganz allgemein scheint die Familie, beziehungsweise die Erwachsenen in der Familie, Probleme damit zu haben, sich abzugrenzen und deutlich zu machen, was sie wollen und was nicht, was sie von anderen erwarten und was sie auf keinen Fall zulassen wollen. Nun ja, um zu lernen, sich rechtzeitig zu artikulieren, dafür muss man nicht in den Wald ziehen. Die Experimentteilnehmer, besonders die Autorin spielen immer wieder einmal mit ihrer Gesundheit. Warum geht sie nicht zum Arzt, wenn sie sich drei Tage lang auf dem Bett vor Schmerzen krümmt? Das ist doch nicht normal! Aber man wartet ab, so dass später nur noch eine größere Operation Abhilfe schafft.

Andrea Hejlskov erzählt in authentischer Weise und im Großen und Ganzen spannend und eloquent von dem großen Familienabenteuer. Dabei fließt Gesellschaftskritisches ein, aber die Familie richtet im Wald genau so viel Schaden an wie wenn sie in der Zivilisation geblieben wäre, wenn nicht mehr. Allmählich kommen sie jedoch zu praktikablen Lösungen, aber das (hat) gedauert!

Fazit: Spannender, aber auch irritierender Aussteigerbericht.

Kategorie: gute Unterhaltung
Mairischverlag, 2017

Kommentare

Steve Kaminski kommentierte am 20. April 2018 um 09:14

Dieses Modell hat ja was - und anscheinend lebt die Familie seitdem im Wald. - Deine Kritikpunkte (Gesundheit, fehlende Anfangs-Info, Schaden anrichten) leuchten ein!

wandagreen kommentierte am 20. April 2018 um 09:22

Nur: wenn alle in den Wald ziehen, gibts bald keinen mehr. (Ehrlich, ich finde, die denken sehr kurz).

Emswashed kommentierte am 20. April 2018 um 09:35

Siehst Du? Die Dänen sinds, die spinnen! (Die Finnen leben schon in den Wäldern!)

wandagreen kommentierte am 22. April 2018 um 08:06

Von den Finnen hört man extrem wenig in der großen weiten Welt! Was machen die den ganzen Tag? Ausser saunieren natürlich. Zu den Dänen fahren wir in Urlaub, die Schweden schreiben Krimis, die Norweger sind gut im Biathlon (u.a.) und Skispringen, aber Finnen? Man weiß nix über sie. Existieren sie wirklich?

Emswashed kommentierte am 22. April 2018 um 10:09

Gibt nicht so viele und wenn Du einen erwischt, musst Du ihn pfleglich behandeln, dann tritt er vielleicht beim ESC auf, oder braut Dir ein alkoholisches Getränk, nach dessen Konsum auch die Verständigung besser klappt. ;)) Üksi, kaksi, kolme!

wandagreen kommentierte am 22. April 2018 um 11:51

Üksi, kaksi, kolme - und ich breche in wieherndes Gelächter aus!! Kaya muss nach Finnland und die studieren und sie dann nachmachen! Ich kreische ...

Wahrschl können sie ja alle englisch, denn üksi, kaksi - das ist ne echt bedenkliche Sprache.

Emswashed kommentierte am 22. April 2018 um 14:19

;-)))