Rezension

Vom Suchen und Finden

The Glass of Lead and Gold - Cornelia Funke

The Glass of Lead and Gold
von Cornelia Funke

Bewertet mit 5 Sternen

Tabetha sucht im Schlamm der Themse nach Gegenständen von Wert. Eines Tages spricht sie ein seltsam wirkender Mann an, der nach einer ganz speziellen Scherbe sucht. Eine Scherbe von dem Glas von Blei und Gold. Der Legende nach, kann das Glas nur an Weihnachten gefunden werden. So eine Besonderheit bei einem magischen Gegenstand bleibt natürlich nicht lange geheim und so gibt es mehrere, die das Glas gerne besitzen wollen. Aber erst einmal muss es überhaupt gefunden werden.

A Glass of Lead and Gold spielt in Londra, dem Londoner Pendant in der Spiegelwelt. Ob die Ereignisse zur gleichen Zeit stattfinden, wie die Abenteuer von Jacob Reckless, wird nicht erwähnt und lässt sich aus dem Text auch nicht erschließen. Für die Geschichte selbst ist das allerdings auch nicht wichtig. Die Handlung von „A Glass of Lead and Gold“ ist unabhängig von der Reckless-Reihe. Nur den Handlungsort Spiegelwelt haben sie gemeinsam. Sonst würde der Zauber des Glasses auch nicht funktionieren. Tabetha ist ein Charakter, den man nicht so ohne weiteres ins Herz schließt. In den Jahren, die sie auf der Straße auf sich gestellt war, hat sie sich eine harte Schale zugelegt. In ihrem Inneren ist allerdings der Wunsch nach Liebe und Geborgenheit. Dazu passend spielt die Geschichte an Weihnachten, eigentlich ein Fest der Liebe, doch mit Liebe wird in Londra nicht gerade verschwenderisch umgegangen. Einzig Ofelia scheint Tabetha wohlgesonnen zu sein. Auch wenn Londra das London der Spiegelwelt ist, lassen sich doch immer wieder einige Parallelen entdecken. So etwa wenn vom großen Brand die Rede ist, der in beiden Städten in einer Bäckerei ausgebrochen ist.

Eine Geschichte von Cornelia Funke mal als englisches Original zu lesen, war eine ganz neue Erfahrung. Aber auch im Englischen bewahrt sie sich ihre sprachliche Eleganz und Bildlichkeit, obwohl gewisse Unterschiede zu ihrem „deutschen“ Schreibstil durchaus vorhanden sind. Dem Konzept der Spiegelwelt, eine Geschichte auf Märchen aufzubauen, bleibt sie ebenfalls treu. Der Schauplatz, Londra zur Weihnachtszeit, erinnert ein wenig an „Eine Weihnachtsgeschichte“, der Zauber des Glasses hat Züge von „Frau Holle“. Allerdings ist es auch immer wieder spannend beim Lesen nach den Geschichten bzw. Märchen in der Geschichte zu suchen. Wie für Reckless sollte man auch für „The Glass of Lead and Gold“ eine Affinität für Märchen und Geschichten mitbringen. Man muss die Reckless Reihe allerdings nicht gelesen haben, um sich im neuesten Werk der Spiegelwelt zurechtfinden zu können.