Rezension

Vom Tellerwäscher zum Millionär und wieder zurück

Eine kurze Geschichte des Scheiterns auf Japanisch - Fiona Campbell

Eine kurze Geschichte des Scheiterns auf Japanisch
von Fiona Campbell

Bewertet mit 4 Sternen

Kenji Yamada ist ein kleiner aber sehr begabter Angestellter bei dem Fernsehsender NBC in Tokio. In seiner Abteilung für leichte Unterhaltung träumt er davon ein Mitarbeiter des Produktionsteams zu werden und seinen Lebenstraum zu verwirklichen: Er möchte kräftig bei der Entstehung neuer TV Shows mitmischen. Allerdings hat das Schicksal andere Pläne mit Kenji und er verliert alles. Seinen Job, den Respekt von seiner Familie und seine Selbstachtung. Einen neuen Job zu bekommen ist, trotz seiner jahrelangen Berufserfahrung, beinahe unmöglich und so versucht er, sich eben mit schlechtbezahlten Jobs und Glücksspiel durchzuschlagen. Die Erleuchtung schlägt mit 1000 Volt im wahrsten Sinne des Wortes in ihm ein: Er muss seinen Traum von der eigenen, erfolgreichen Fernsehshow endlich leben. Doch das Schicksal hat manchmal einen ziemlich gemeinen Sinn für Humor.

Fiona Campbell erzählt sehr einfühlsam den Fall eines fleißigen und begabten Angestellten in Japan. Der Ton, der in dieser Geschichte angeschlagen wird, stimmt eher traurig. So entsteht eine sehr stimmige Atmosphäre, die sich sehr an Kenjis Gefühlsleben anpasst und macht die Geschichte glaubhaft. Keine Angst, hier gibt es nicht fast 500 Seiten pure Depressionen, sondern auch Lichtblicke anhand neuer Freunde, die Kenji trifft und der andauernd erhobene Zeigefinger, der vorallem eines sagen will: Du kannst all deine Träume erreichen, wenn du daran glaubst. Ein bisschen hat es also was von dem Tellerwäscher, der sich zum Millionär hocharbeitet. Und doch ist es irgendwie anders.

Abgesehen von Kenji sind die Charaktere recht blass und spielen, abgesehen von ein paar wenigen Ausnahmen, auch eher eine sehr kleine Rolle. Kenji ist zwar schon etwas älter und hat eine Familie, aber er besitzt eine derart naive und unterwürfige Art, dass man ihn gerne einfach anschreien und schütteln würde. Andererseits lernt man auch viel über das Sozialverhalten in der japanischen Kultur.

Es mag sein, dass das Buch nicht unbedingt viele Überraschungen zu bieten hat, doch ist es aufgrund seines Schauplatzes eine sehr nette Abwechslung. Mir hat das Buch gut unterhalten, und obwohl ich mir für Kenji gewünscht hätte, dass einige Dinge anders ausgegangen wären.