Rezension

Von andachtsvoller Weihnacht keine Spur, hier wird es dunkel, teuflisch schwarz und satirisch

Der Tannenbaum des Todes - Markus Heitz

Der Tannenbaum des Todes
von Markus Heitz

Bewertet mit 4 Sternen

Von Markus Heitz erscheint im Knaur Verlag unter dem Titel "Der Tannenbaum des Todes" eine Sammlung von Kurzgeschichten und Gedichten, die zwar im weihnachtlichen Umfeld spielen, aber eher rabenschwarz und fies als andachtsvoll sind. Für alle, die mal in der Weihnachtszeit übermäßiger Besinnlichkeit entfliehen wollen, bringen diese bitterbösen, fiesen und auch witzigen Geschichten Abwechslung und Überraschungen der besonderen Art ins Spiel.

Auszug aus dem Adventsmenü-Gedicht:

"Es gibt heißes, warmes, kaltes Wasser für Veganer und Allesfresser.

Die Schmarotzer schaun betroffen leider gänzlich unbesoffen, auf die Teller heißen Nass´.

Muddi lächelt und hat Spaß. Zitat Seite 203

 

Mit dieser Anthologie gibt sich Markus Heitz betont düster und erzählt damit Weihnachtsgeschichten in Kurzform der nicht sehr besinnlichen Art. Statt einem gutherzigen Nikolaus lässt er den Jul-Dämon Krampus agieren und unterhält damit natürlich fies und düster, aber auch mit gewissem Witz und schwarzem Humor. Wenn denn das Schneeräumen schon für Kleinkrieg unter Nachbarn sorgt, ist es mit dem Weihnachtsfrieden auch nicht weit her.

 

Es gibt weit mehr als 24 Geschichten und so kann man das Buch in der Adventszeit täglich als Kurzlektüre genießen oder eben je nach Zeit auch ein paar mehr. Manche Gedichte sind Umdichtungen zu bekannten Reimen und Liedern, die dann einen bösen Charakter annehmen oder zumindest nicht mehr so friedlich sind wie ursprünglich. Markus Heitz hat hier wirklich seine Fantasie spielen lassen und überall groteske, fiese oder absurde Szenen eingebaut.

 

Es gibt vielfältige Geschichten, nicht alle haben mich vollkommen vom Hocker gerissen, gefallen haben mir die Geschichten "Schick essen gehen", "Gepäckproblem", "Und es begab sich zu einer Zeit" und "Kaminproblem" am besten gefallen. Auch "Die Wahrheit über die weisen Waisen" habe ich aus diesem Blickwinkel noch nicht gesehen. Wenn man diese Geschichten liest, ist man über die düstere Entwicklung teilweise recht überrascht, denn einige Geschichten fangen recht friedlich an. Wenn Nikoläuse in Ausbildung sind, nennt man sie übrigens laut Heitz "Azubilaus", das war mir auch neu. Herrenloses Gepäck sorgt ja in Bahnhöfen für viel Aufregung, auch dazu hat der Autor eine Story mit einem herumstehenden Weihnachtsmannsack eingebracht. Es gibt einfach für jeden Geschmack die passende Geschichte oder auch mal ein Gedicht.

 

Auch wenn es hier ziemlich teuflisch und fies zugeht, friedliche Weihnachten kann man trotzdem feiern. Dieses Buch bringt mit einigen Überraschungen und humorvollen Varianten bekannter Gedichte und Geschichten den Leser zum Lachen und Staunen.