Rezension

Von Dattelbergern, Schmalznudeln und Ratschkatln ...

Oberwasser - Jörg Maurer

Oberwasser
von Jörg Maurer

Wieder einmal ist ein idyllischer Kurort im Werdenfelser Land das Ziel krimineller Geschehnisse. Ein Wilderer, der einen Jäger erschießt und sich danach in Luft auflöst?! Ein klarer Fall für Kommissar Jennerwein und sein Team. Aber halt! Wieso konzentriert sich die komplette Mordkomission auf diesen eher unspektakulären Fall und wieso finden die Profis selbst nach tagelanger, intensiver Suche nicht den kleinsten Hinweis? Da muss doch etwas faul sein im Loisachtal. Tatsächlich hat General Dattelberger seine Finger im Spiel; der Wilderer ist nur eine Finte, die von der strenggeheimen Suche nach zwei vermissten BKA-Ermittlern ablenken soll. Kein einfaches Unterfangen für Jennerweins Team, das es mit unterschiedlichsten Herausforderungen zu tun bekommt.

Die Ermittlungen gestalten sich nicht nur polizeilich äußerst interessant; auch sprachlich ist jede einzelne Seite ein Genuss. Eine geballte Ladung Humor, gepaart mit vielen Wortwitzen und Anspielungen und einer Prise Zynismus. Typisch Jörg Maurer halt. Ob der Fall an sich dabei immer logisch und realitätsnah ist, ist eine andere Frage, über die man sich beim Lesen jedoch keine Gedanken macht. Zu gefesselt ist man von anderen Dingen. Die Spannung kommt zwar erst nach und nach auf, aber spätestens ab der Hälfte des Buches will man es gar nicht mehr aus der Hand legen! Anfangs sorgen die vielen verschiedenen Handlungsstränge (und teilweise auch die Sprache) noch für reichlich Verwirrung. Man muss sich, wie bei den ersten Büchern der Reihe, erst langsam eingewöhnen, bevor man es hemmungslos genießen kann. Die Ermittler sind vielen Lesern bereits aus den vorherigen Büchern bekannt und inzwischen hat man schon eine gewisse Beziehung zu ihnen entwickelt. Jeder von ihnen ist ein Unikat, das man einfach lieb haben muss. Das gemeine Volk, sprich die nicht immer ganz unschuldigen, aber für die Region typischen und untypischen Kurortbewohner, verleihen der Handlung ihren ganz eigenen, besonderen Charme. Ob durch Schmalznudeln, die dorfeigenen Ratschkatln oder die Höllentalklamm, Lust diesem Örtchen mit dem Bindestrich einen Besuch abzustatten bekommt man beim Lesen allemal. 

Alles in allem in würdiger vierter Teil einer grandiosen Regionalkrimi-Reihe, die man langsam, aber dafür umso heftiger zu lieben lernt und irgendwann nicht mehr Missen möchte. Hoffentlich gibt es bald Lesenachschub, ohne dass dabei irgendwas gedattelbergert wird! ;-)