Rezension

VON DER DESTRUKTIVEN KRAFT DES ABERGLAUBENS

Die Unsterblichen - Chloe Benjamin

Die Unsterblichen
von Chloe Benjamin

Bewertet mit 4 Sternen

Lesesog am Anfang. Gegen Ende nimmt er (bei mir) ab, weil ich mich ärgere. Too much is never good.

Vier Kinder einer jüdischen Familie machen sich eines Tages auf, eine Wahrsagerin zu besuchen, die in der Lage sei, ihnen ihren Todestag zu sagen.

Simon, der Jüngste, dessen Prognose ungünstig ausfällt, macht sich auf, das Leben in vollen Zügen zu genießen. Also, was er für Genuß hält … Sex and Drugs and Rock’n Roll. Dieser erste Teil des Buches hat mich völlig in seinen Bann gezogen, zumal auch der Zeitgeist der frühen 1980er Jahre perfekt eingefangen wurde.

Im Fortgang bekommt jedes Kind seinen Lebenslauf zugeschrieben: In aufsteigender Linie sind da, Klara, Daniel, der Vernünftige und schließlich Varya. Die Autorin macht das gut. Sie läßt den Leser nicht hängen, wie das ja oft so ist, dass man eine interessante Person und ihr Leben durch Zwischenkapitel auf die Bank gesetzt bekommt, nein, jedes Kind bekommt die ungeteilte Aufmerksamkeit des Lesers.

Hinter dem Ganzen steckt natürlich die leider nicht ganz ausdiskutierte Frage der Self-fulfilling-prophecy. Wieviel Macht gibt man den Aussagen anderer über einen selbst? Hier ist der Roman zu still, zu ruhig. Ich hätte mehr Auflehnung und Gespräch erwartet, mehr Aufregung.

Die Schicksale der drei anderen Kinder Klara, Daniel und Varya flachen gegenüber den Schilderungen von Simons Leben ab. Überkonstruiert, zu spektakulär, unglaubwürdig. Dennoch sehr unterhaltsam! Beim letzten Lebensweg hat die Autorin mich dann gänzlich verloren. Andererseits hat die Autorin die destruktive Kraft des Aberglaubens auf den Punkt gebracht und ohne Abstriche stringent entwickelt.

Fazit: Gut geschrieben bis zum Schluss und auch noch durchgehend spannend! Ein wenig mehr Reflexion hätte ich allerdings gut brauchen können.

Kategorie: Gute Unterhaltung
Verlag: btb, 2018

Kommentare

Marshall Trueblood kommentierte am 06. August 2019 um 21:26

Werde ich mir mal merken...