Rezension

"Von der Erde zum Mond"...

Die Erfindung des Countdowns - Daniel Mellem

Die Erfindung des Countdowns
von Daniel Mellem

Bewertet mit 5 Sternen

..., mit dieser Science Fiktion pflanzte Jules Verne den Samen für den größten Wunsch des kleinen Hermann, eine Möglichkeit zu finden, den Menschen unbeschadet auf unseren Trabanten zu bringen.
Hermann, 1894 in Siebenbürgen geboren, verschreibt sich schon früh diesem Thema und enttäuscht damit seinen Vater, Julius Oberth, der ihn gern in seinen Fußstapfen als Chirurg gesehen hätte. Zwar beginnt Hermann noch das Medizinstudium in München, doch 2 Jahre später bricht der Erste Weltkrieg aus und bringt nicht nur Europa in eine andere Ordnung, sondern auch das Leben der Familie Oberth.
Der Verlust seines Bruders überzeugt Hermann von der Idee, dass eine Rakete den Deutschen helfen könnte, einen nächsten Krieg zu gewinnen. Doch seine Pläne rufen erst einmal nur den Astronomen und Schriftsteller Max Valier, der ein Raketenauto entwickelt und den Regisseur Fritz Lang für seinen Film "Die Frau im Mond" auf den Plan. Für diese schillernden Gestalten ist Hermann nur der Handlanger in technischen Fragen und Ausgestaltung ihrer eigenen Vorstellungen. Ähnlich ergeht es ihm dann auch mit Wernher von Braun, der ihn zwar 1941 in sein Team nach Peenemünde holt, um dort die deutsche Wunderwaffe (V2 Rakete) zu entwickeln. Doch hat es den Anschein, als ob er auch hier nur mit unwichtigen Aufgaben betraut, sein Genie geschätzt wird, aber seine Loyalität als rumänischer Volksdeutscher erst noch unter Beweis zu stellen wäre.
Auch der Zweite Weltkrieg fordert persönliche Opfer und so verliert Hermann 2 seiner 4 Kinder, die er trotz seiner unbeholfenen Schüchternheit mit seiner kurz nach dem Ersten Weltkrieg geehelichte Frau Mathilde, genannt Tilla, hatte. Tilla ist die starke Frau an Hermanns Seite und erduldet all seine Versuche, die ihn nach dem Krieg über die Schweiz, nach Italien bis in die USA verschlagen, schließlich und endlich aber wieder nach Deutschland bringen, wo er, alt und seltsam geworden, rechtsnationalistischem Gedankengut und Okkultismus nachhängt.

Ein verkrachtes Genie, dass durch zwei Weltkriege geprägt, jedoch durch seine Eigenbrötelei die politische Lage falsch einschätzte, fernab jeglicher Wahrnehmung der Grausamkeiten des Dritten Reiches, keinen Sinn für das Unrecht entwickelte.

Mit feinem Gespür für die kleinen, aber ausschlaggebenden Ereignisse in Hermanns Werdegang, beschreibt Daniel Mellem das Leben des Physikers und Raketenpioniers Hermann Oberth. Er zeichnet das Bild eines durchaus umstrittenen Mannes, der ein wichtiges Rad in der Entwicklung von Vernichtungswaffen, aber auch für die Saturn V war, der Rakete, die die ersten Menschen 1969 zum Mond brachte. Die Fixierung auf ein Ziel, führte Oberth durch viele Untiefen des Lebens, letztendlich sogar bis auf die Zuschauertribüne der Startrampe für die "Mondrakete", aber keinesfalls zu mehr Einsicht auf das Weltgeschehen um ihn herum.

Mellem ergreift weder Partei, noch wirbt er um Verständnis, aber er schafft es, ein weiteres Puzzleteilchen der Geschichte an seinen Platz zu legen, in einem Roman, der mich begeistert und auf allen Ebenen mitgenommen hat. Der Countdown in diesm Buch bekommt einen Ehrenplatz in der Kapitelgestaltung und bietet einen genialen Anknüpfungspunkt zur Story.

Kommentare

wandagreen kommentierte am 04. Oktober 2020 um 18:46

Der Mond, die Lichtgestalt ...

viel weiter sind wir in Bezug auf Weltall nicht gekommen, zu irdisch verhaftet geblieben.
 

Emswashed kommentierte am 05. Oktober 2020 um 10:13

Elon Musk wirds schon richten! ;-))