Rezension

Von der Kunst, nie aufzugeben

Der Platz an der Sonne - Christian Torkler

Der Platz an der Sonne
von Christian Torkler

Bewertet mit 4 Sternen

Gebundene Ausgabe: 592 Seiten

Verlag: Klett-Cotta (2. September 2018)

ISBN-13: 978-3608962901

Preis: 25,00 €

auch als E-Book erhältlich

 

Von der Kunst, nie aufzugeben

 

Inhalt:

Josua Brenner wächst in Berlin, der Hauptstadt der Neuen Preußischen Republik, auf. Die Menschen sind arm und mehr oder weniger rechtlos. Doch Josua beißt sich durch. Mit unermüdlichem Einsatz versucht er, etwas auf die Beine zu stellen, etwas aus seinem Leben zu machen. Bis er eines Tages vor dem absoluten Nichts steht. Jetzt scheint ihm nichts mehr zu bleiben als die Flucht in den Süden, ins reiche Afrika, die schon viele andere vor ihm angetreten haben. 

 

Meine Meinung:

Schon das tolle Cover hat meine Aufmerksamkeit erregt. Als ich dann die Beschreibung zu diesem Roman las, war klar, dass ich dieses Buch haben muss, zumal mich die Flüchtlingsproblematik sowieso interessiert und hier mal eine ganz andere Perspektive versprochen wurde. Die beschriebene Welt ist in vielen Dingen das Spiegelbild zu unserer realen Welt. Europa ist arm, Afrika reich. Der Flüchtlingsstrom läuft hier einfach andersrum. Warum das so ist, dazu wird nicht wirklich viel erzählt, aber das fand ich auch gar nicht so wichtig, zeigt das Buch doch einfach, wie ungerecht die Welt aufgeteilt ist. 

 

Als ich anfing zu lesen, war ich erst mal überrascht. Ich hatte einen ernsten Roman zu einem ernsten Thema erwartet, dazu schien mir die schnodderige Sprache nicht zu passen. Doch schon nach wenigen Seiten war ich davon überzeugt, dass genau diese Sprache den Reiz des Buches ausmacht. Man kann sich so richtig die Berliner Schnauze vorstellen, die Josua nun mal ist. 

 

Mir ist der Protagonist ziemlich schnell ans Herz gewachsen. Zwar macht er Fehler und handelt auch öfter so, wie ich es nicht gut finde, aber trotzdem hat er meinen vollen Respekt. Er meint es nie böse und hat eben ein Ziel vor Augen, das er erreichen will. Auch wenn ihm immer wieder Knüppel zwischen die Beine geworfen werden - sei es von den Behörden in Berlin oder später auf der Flucht nach Afrika - lässt er sich nicht unterkriegen. Liegt er am Boden, steht er eben wieder auf und macht weiter. 

 

Für einen Ich-Erzähler gibt Josua relativ wenig von seinen Gefühlen und Gedanken preis, doch kann man diese durchaus bis zu einem gewissen Maß aus seinem Handeln herleiten. 

 

Vieles wurde sehr detailliert erzählt, vieles wiederholt sich immer wieder, wenn auch mit leichten Abwandlungen. Dadurch wird der immer gleiche Trott dargestellt - für mich war es zuweilen etwas ermüdend. Insgesamt hat mir die Lektüre, wenn man das bei diesem Thema so sagen darf, aber viel Spaß gemacht. Ich konnte tief in die Handlung eintauchen und durfte an Josuas Seite Gutes und weniger Gutes erleben. 

 

★★★★☆