Rezension

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Von der siechenden Alten zur lebensfrohen Reisenden

Der Weg ist das Glück - Judy Leigh

Der Weg ist das Glück
von Judy Leigh

Bewertet mit 4 Sternen

„Der Weg ist das Glück“ ist nicht nur der Titel dieses Buches, sondern könnte auch als Kernaussage der Geschichte stehen.

 

Seit dem Tod ihres Ehemannes lebt Evie Gallagher in einem Seniorenheim. Doch glücklich ist sie hier nicht. Mit ihren 75 Jahren fühlt sie wie das Heim ihr täglich mehr Leben aussaugt. Einem plötzlichen Entschluss folgend, will sie sich einen Ausflug gönnen und verschwindet heimlich nach Dublin. Doch ihre Reise geht weiter. Sie kommt nach Frankreich, kauft sich ein Wohnmobil, zieht durch das Land und verliebt sich neu.

 

Zeitgleich wird die Geschichte ihres Sohnes Brendan erzählt. Er will seine Mutter suchen um sie nach Hause zurückzubringen. Während er mit seiner Frau auf den Spuren von Evie durch Frankreich reist, werden auch seine Ehe- und sonstigen Probleme beleuchtet.

 

Findet Evie ein neues Glück in Frankreich? Kann Brendan seine Mutter zurückbringen, seine Probleme lösen, oder selbst einen neuen Weg finden?

 

Evie ist mir schnell ans Herz gewachsen. Ihren Charakter finde ich nachvollziehbar. Bei Evie kann ich eine Entwicklung feststellen, wogegen mir Brendan bis zur letzten Seite eher Bauchschmerzen bereitete. Er ist der Typ Mann, der sich nicht von seiner Mutter gelöst hat und sogar einen massiven Ehestress in Kauf nimmt, weil er seine Mutter so überdimensional über seine Frau stellt. Seine Entwicklung ist eher bescheiden, ihm spielen eher die Umstände glücklich in die Hand.

 

Der Schreibstil ist wunderbar flüssig zu lesen. Wenn von der Reise durch Frankreich so bildhaft erzählt wird, entwickelt sich rasch eine Sehnsucht nach Ferne, Urlaub, Abenteuer. Aber am Stärksten war die Entwicklung der siechenden Alten im Heim zu der lebensfrohen Reisenden, die ihr Glück gefunden zu haben scheint. Weniger von Brendan, mehr von Evie und für mich wäre der Roman perfekt gewesen. Aber das ist eben auch nur eine persönliche Einstellung zu diesem Typ Mann.

 

Mein Fazit ist, dass ich schöne, kurzweilige Stunden hatte. Interessant ist dieses Buch für jene Leser, die einen Charakter mit Entwicklung und Tiefe vor eine Geschichte mit einem einzigen, geradlinigen Handlungsstrang stellen.