Rezension

Von der Unmöglichkeit, ein Zuhause zu finden

Wie viel von diesen Hügeln ist Gold
von C. Pam Zhang

Bewertet mit 5 Sternen

In C Pam Zhangs Debütroman “Wie viel von diesen Hügeln ist Gold“ geht es um eine Familie mit chinesischen Wurzeln. Zu Beginn des Romans stirbt der Vater, und die Waisen Lucy und Sam fliehen aus der durch ein Unwetter zerstörten Bergarbeitersiedlung. Seine Leiche transportieren sie in einer Truhe auf dem Rücken eines gestohlenen Pferdes. Die Handlung spielt Mitte des 19. Jahrhunderts in Kalifornien zur Zeit des Goldrauschs bzw. kurz danach. Der Vater wollte als Goldsucher sein Glück machen und arbeitet dann doch nur für einen kärglichen Lohn im Kohlebergbau. Das Gold, das er später mit seiner Tochter Lucy in einem ausgetrockneten See findet, wird ihm wieder genommen. Was sie alle nicht wussten: Als Einwanderer haben sie nicht das Recht, Land zu besitzen, einen Claim zu erwerben. So erzählt der Roman nicht nur vom Kampf ums Überleben unter gefährlichen Bedingungen, sondern auch von Ausgrenzung und Einsamkeit und dem allgegenwärtigen Rassismus der europäisch-stämmigen Einwohner. Sie begreifen, dass dieses Land nie ihr Land sein wird. Das Versprechen von Freiheit und Reichtum wird sich für sie nicht erfüllen.

Die Autorin berichtet in vier Abschnitten mit unterschiedlicher zeitlicher Zuordnung aus dem Leben der Familie, wie sich die Eltern kennenlernten und von traurigen und schrecklichen Erlebnissen, die Sam vom Vater erfährt, Lucy dagegen erst nach seinem Tod, als er in einer Nacht mit der Stimme des Windes zu ihr spricht und sie die furchtbaren Dinge verdrängt, weil sie sie nicht wissen will – genauso wenig wie die Umstände des Verschwindens der Mutter.

C Pam Zhang zerstört die Mythen, die sich um die Besiedlung des Westens ranken und macht Schluss mit der Glorifizierung der Abenteurer, die daran beteiligt waren. Sie nennt die Dinge beim Namen: die Vertreibung und Vernichtung der indigenen Völker, die Ausrottung der Bisons und Tiger, die skrupellose Zerstörung der Natur, als durch Sprengungen mit Dynamit wunderschöne Hügel zu Staub zerfielen. Zu den Vorzügen dieses erstaunlichen Romans gehört auch die hervorragende Qualität der Sprache. Mal staunt der Leser über die Poesie der Beschreibungen, dann schockiert die Autorin mit einer brutalen, drastischen Sprache. Mir gefällt auch die Themenvielfalt dieses Debüts. In dieser Coming-Of-Age-Geschichte geht es um Rassismus, Gender, Familienbindungen und die Schwierigkeit, ja Unmöglichkeit, in einem fremden Land ein wirkliches Zuhause zu finden. Ein sehr empfehlenswertes Buch. Obama hat Recht.