Rezension

von einem, der's selber schaffen muss

Billy the Beast. Ein Traum von einem Tiger - Jörg Menke-Peitzmeyer

Billy the Beast. Ein Traum von einem Tiger
von Jörg Menke-Peitzmeyer

Bewertet mit 4 Sternen

Bert Stutenkemper, 16 Jahre, 101 kg, Mobbingopfer ist die Hauptfigur in diesem Roman. Er lebt bei seiner Mutter in Berlin, wo sein Großvater Bert Stutenkemper auch mit knapp 80 noch ein westfälisches Lokal betreibt, die Potthucke, in der das gleichnamige Gericht neben weiteren deftigen Speisen natürlich auf der Speisekarte zu finden ist und wo er jeden Sonntag zum Essen eingeladen ist und hin und wieder auch auf seinen Vater trifft. Sein Gewicht wird von Vater und Großvater als normal und selbstverständlich angesehen, nur seine Mutter ist schlank, sieht aber das Kochen von deftigem Essen als Liebesbeweis (hat andererseits etwas gegen den ausufernden Schokoriegelverzehr des Sohnes).

In der Schule ist Bert wegen seines Gewichts ein Außenseiter und wird regelmäßig gemobbt, sei es in der Mensa oder in der Umkleide der Turnhalle. Bei einem Ausflug in einen Kinder-Freizeitpark wird er dann auf die Idee gebracht, als Maskottchen Geld zu verdienen. Billy ist geboren.

Schnell ist das Tigerkostüm für ihn mehr als nur ein Job, denn er verliert dadurch nicht nur Pfunde, sondern kann sich unerkannt neu erfinden.

Durch die Titelgestaltung verspricht der Roman eher leichte Lektüre. Der Erzählton (die ganze Geschichte wird aus der Sicht von Bert Stutenkämper jun., / Billy erzählt) ist auch dazu passend eher leicht gehalten, das, worüber berichtet wird, ist aber eigentlich keine leichte Kost mehr. Hin und wieder wurde ich da durchaus an Tschick erinnert. Auf dem Klappentext wird "Billy the Beast" als "liebenswertester Held des Jahres" beschrieben - in dem Sinne, dass er die liebevolle Zuwendung braucht, kann ich das dann durchaus unterschreiben.

Wer hier einen humorvollen, lockeren Roman erwartet, wird wahrscheinlich nicht bekommen, was er sich wünscht, bleibt einem das Lachen doch häufiger im Hals stecken. Wer dagegen einen locker formulierten, in vielen Bereichen durchaus realistischen und nicht schöngefärbten Entwicklungs-Roman über einen Außenseiter, der sich selbst neu erfindet aber auch ganz schön viel Mist erlebt, erwartet, kann hier gut auf seine Kosten kommen.

Insgesamt eine aus meiner Sicht gut erzählte Geschichte, der ich durchaus weitere Leser wünsche.