Rezension

Von Eisbären, Gammelhai und Blutlachen

Kalmann - Joachim B. Schmidt

Kalmann
von Joachim B. Schmidt

Bewertet mit 4 Sternen

Im Nordosten von Island, einige Autostunden von Reykjavik entfernt liegt das Dorf Raufarhöfn mit 173 Bewohnern, davon etwa 20 Kinder. Zu klein und unbedeutend, um eine eigene Polizeistation zu besitzen. Deshalb sorgt im Dorf der selbsternannte Sheriff Kalmann für Ordnung. Er hat alles im Griff. Keine Sorge. Bis er eines Winters Blutflecken entdeckt. Zu wenig für ein geschossenes Tier, zu viel für einen Menschen, um die Verletzung zu überleben. Doch wer ist das Opfer? Wer der Täter? Kalmann fängt an zu ermitteln….

Kalmann ist ein komischer Kauz. Er ist Anfang 30 und in der geistigen Entwicklung etwas „zurück geblieben“, wobei die Behinderung bzw. Krankheit nicht näher benannt wird. Seinen Lebensunterhalt bestreitet er als Produzent des zweitbesten Gammelhais von Island. Er hat durch seinen Opa von klein auf alles wichtige gelernt z.B. wie man jagt und Haie ausnimmt. Somit kennt er die Umgebung wie kein anderer und stößt dabei auf die Blutflecken. Bei den Ermittlungen bekommt er die echte Polizistin Birna zur Seite gestellt. Seine Expertise und Aussagen und ihre Fachkenntnisse bringen sie auf die Spur des Täters. Dabei ist es alles andere als leicht zu ermitteln, denn Kalmanns Krankheit erschwert die Ermittlungen. Er denkt einfach anders als ein „normaler“ Mensch und sehnt sich in der Einöde vor allem nach einer Frau.n

Das Buch hat sein ganz eigenes Tempo. Es ist wie Island weitläufig und sehr ruhig, mit einer Art stoischen Gelassenheit. Jeder kennt jeden und mit Kalmann ist es nicht so einfach. Es kommt zwar ein Mord drin vor, ist aber kein Krimi, sondern ein Roman.

Der Autor hat die andersartige Denkweise von ihm gut rübergebracht und auch Probleme und Einsamkeit, die damit zusammenhängen. Größten Respekt hatte ich vor Kalmann`s Mutter, die „nur mal eben“ ein paar Stunden nach der Arbeit zu ihrem Sohn gefahren ist, um nach dem Rechten zu sehen. Die ein oder anderen Ereignisse hätten für mich gerne noch etwas mehr aufgeklärt werden können. Aber das wesentliche wurde aufgelöst.

Fazit:

Ein ruhiges Buch das das isländische Leben gut beschreibt und einen außergewöhnlichen Protagonisten hat. Das Ende wurde zum Großteil aufgelöst. Die „offenen“ Punkte kann man, muß man aber nicht zwangsläufig aufklären. Insgesamt ein schönes Buch für eine kurze, gedankliche Reise nach Island.