Rezension

Von Fehlern, Familie, Umbruch und das meisterhaft erzählt

Das Nest - Cynthia D'Aprix Sweeney

Das Nest
von Cynthia D'Aprix Sweeney

Bewertet mit 4 Sternen

So richtig normal sind wohl die wenigsten Familien, aber die der Geschwister Plumb ist dann doch besonders außergewöhnlich. Die vier Brüder und Schwestern Leo, Bea, Jack und Melody haben ihr Leben lang damit gerechnet, dass sie an Melodys 40. Geburtstag endlich das Erbe, das sie immer „Das Nest“ nannten, ihres verstorbenen Vaters ausgezahlt bekommen. Wenn kein Notfall eintritt, so die Ausnahmeregelung. Und diesen Notfall verursacht Lebemann Leo höchstselbst – betrunken und bis oben hin vollgekokst verursacht er einen Unfall, der die Lebenspläne einer jungen Kellnerin zerstört. Wegen der damit verbundenen Schadensersatzzahlung ist „Das Nest“ der anderen Geschwister leer und sie müssen ihre bis dahin fleißig geschmiedeten Pläne ad acta legen. Das ist für die Dynamik innerhalb der Familie nicht nur von Nachteil, birgt aber natürlich genau so viele Konflikte. Schriftstellerin Bea, Übermutter Melody und der erfolglose Antiquitätenhändler Jack haben alle ihr Päckchen und ihre ganz eigenen Geheimnisse zu tragen. Autorin Cynthia D'Aprix Sweeney zeichnet in ihrem Buch „Das Nest“, erschienen im Klett-Cotta Verlag, diese Familiengeschichte auf wunderbar unaufgeregte Weise. Wie ein solcher Verlust und Veränderung des Lebens durch eine neue Planung jeden Beteiligten mitnimmt, zeigt der Roman detailliert, aber mitreißend. D’Aprix Sweeney verschafft den Lesern nicht nur Zugang zu den Gedanken und Gefühlen der Familienmitglieder, jeder Charakter wird, wenn zum Teil auch nur kurz, zum Protagonisten. Durch diese Sprünge bleibt die Handlung trotz großer Zeitsprünge dynamisch. Ein sehr empfehlenswertes Buch, das einen mehr Verständnis für die Marotten der eigenen Familie wachsen lässt.