Rezension

Von Freundschaft, Liebe und den Schmerzen des Erwachsenwerdens

Als wir unbesiegbar waren - Alice Adams

Als wir unbesiegbar waren
von Alice Adams

Bewertet mit 4.5 Sternen

Vier unzertrennliche Freunde verbringen ihren letzten Sommer miteinander, bevor ihre Wege sich trennen werden: die Geschwister Sylvie und Benedict, Eva und Lucien. Eva stammt aus einfachen Verhältnissen in der Provinz und musste sich ihr Studium hart erarbeiten. Als Benedict Eva ins Ferienhaus seiner Familie auf Korfu einlädt, ahnt er nicht, dass ein Mädchen wie Eva für einen Urlaub am Meer schlicht nichts anzuziehen besitzt. Beide verpassen den kurzen Moment, in dem aus Vertrautheit mehr hätte werden können als Freundschaft. Benedict heiratet innerhalb seiner Gesellschaftsschicht und geht ans CERN in die Schweiz. Seine Heirat schließt Eva demonstrativ aus Benedicts Kreisen aus. Sie muss sich fragen, ob sie einen Mann lieben könnte, dem Konventionen so viel bedeuten, dass er ihnen vorauseilend gehorcht. Obwohl Eva Physik studiert hat, steigt sie als Junior Traderin für Zinsderivate bei Morton Brothers in den Londoner Docklands ein. Schönheit und Intelligenz sind für eine Bankerin zwar nützlich, meint Kollege Paul. Als Bankerin braucht sie jedoch Beziehungen, um vorwärts zu kommen. Während unter ihren Kollegen gnadenlos ausgesiebt wird, besteht Evas Alltag aus 11 Meetings in 6 Ländern an 8 Tagen. Wann Eva einen Fehler macht, der sie den Kopf kosten wird, scheint nur eine Frage der Zeit. Lucien nimmt sich inzwischen ein Leben als Freigeist vor, als DJ oder Drogenhändler. Sylvie hofft, sich als Künstlerin durchsetzen zu können. Eine Pilgerwanderung auf dem Jakobsweg führt das Kleeblatt 2000 noch einmal zusammen. Mit gegensätzlichen Talenten und Startchancen sind die Vier angetreten. Wie in einer Versuchsanordnung ist nun zu beobachten, ob Aufstieg durch Leistung möglich ist und ob dabei zwangsläufig ein Verlierer zurückgelassen wird.

Zwischen 1995 und 2015 kann das Vagabundieren der Freunde verfolgt werden, in der Zeit bis zu ihrem 40. Lebensjahr Beim Erwachsenwerden müssen die Figuren zunächst fallen. Doch wie oft kann man fallen und wieder aufstehen? Die Konstellation von vier Freunden scheint eine magische, ausgewogene Zahl für einen Entwicklungsroman zu sein. Dennoch habe ich mich gefragt, wer eine zentrale Rolle einnimmt – und warum. Wer spielt hier den Egoisten, wer den treuen Freund; wer jammert und wer packt in der Krise mit an? Welche Enttäuschungen übersteht eine Freundschaft? Hört etwa bei Geld die Freundschaft auf? Entstehen neue Lebensformen als Kontrast zur Kleinfamilie? Falls jemand den richtigen Moment verpasst hat, gibt es eine weitere Chance?

In Ihrem Roman über das Schmerzen des Erwachsenwerdens erfindet Alice Adams das Rad des Familienromans nicht neu. Klar, Geld beruhigt, aber es macht nicht glücklich. Die Handlung in ihrem beachtlichen Erstling war für mich nicht vorhersehbar und darum spannend, in leicht melancholischer Tonlage und weitgehend unkitschig erzählt.