Rezension

Von historisch brillanten Details und hölzernen Charakteren

Schattenkrone - Eleanor Herman

Schattenkrone
von Eleanor Herman

 

Von Historisch brillanten Details und hölzernen Charakteren

 

Alexander der Große ist ein Name, der wohl jedem etwas sagt. Über die Schlachten und Feldzüge aus seinen Jahren als Herrscher ist hinreichend bekannt, jedoch aus seiner Jugend nur wenig überliefert. Wer war der Eroberer in seiner Jugend? Elisabeth Herman hat darauf  eine Antwort in der Fantastik gesucht. Der Leser kann sich auf wahre Helden mit magischem Anklang, und mit einer großen Portion Romantik gefasst machen.

Alex und Heph sind beste Freunde, Jakob und Kat reisen gemeinsam zum Blutturnier und Cyn und Zo haben ihre ganz eigenen Pläne.

 

Ich habe mich für dieses Buch entschieden, da es einen tollen und interessanten historischen Hintergrund hat und der Klappentext für mich sehr interessant klang. Dementsprechend habe ich auch mit hohen Erwartungen die erste Seite aufgeschlagen. Was mich gleich in den Bann gezogen hat, war die eindringliche Einführung der ersten Hauptperson: Kat - Ich glaube, so dynamisch beginnt ein Buch selten. Das hat mich positiv gestimmt, obwohl mir die Zeitform nicht recht zusagen wollte. Die Geschichte wird konsequent im Präsens erzählt und in der 3. Person, was man mögen muss. Ich konnte mich auch im Verlauf des Buches nicht mit dieser Form der Erzählung anfreunden, aber das ist Geschmackssache.

Über den gesamten Roman hinweg , spürte ich, dass die Autorin wirklich tief in die Materie eingedrungen ist. Sie hat bei der Recherche ganze Arbeit geleistet, sodass die vielen kleinen Details authentisch daher kamen. Sie hatte Ahnung von Kultur, den Essgewohnheiten, der Kleidung und den Trickreichen Schlachten der Antike. Das konnte ich auf vielen Seiten spüren - und das verlieh dem Buch auch einen Großteil seines Charmes.

Die Protagonisten konnten mich leider nicht wirklich überzeugen. Sie wirkten allesamt hölzern und flach, ihre Handlungen waren zum größten Teil unüberlegt. Die einzige, die ihren Kopf einsetzte, war Cyn, die ihre Intrigen spann wie eine emsige Spinne im Netz. Alex, Kat, Heph und Jakob waren in der ersten Hälfte des Buches viel zu sehr damit beschäftigt, Eifersucht aufeinander zu empfinden, als das sie wirklich agieren konnten. Außerdem waren in meinen Augen einige Handlungen einfach zu irrrational. Selbst wenn das Buch für Jugendliche geschrieben wurde, können die Charaktere doch einen Funken Rationalität behalten, trotz dessen das alle bis über beide Ohren verliebt sind, oder? Das ist mir in der ersten Hälfte sauer aufgestoßen. In der zweiten zog dann der Plot an und der Fokus rückte ein wenig in eine andere Richtung, was mir auch wieder mehr Freude bereitete.

Richtig Mitfiebern mit Alex und seinen Freunden konnte ich persönlich trotzdem nicht.

Den zweiten großen Kritikpunkt stellt in meinen Augen der Schreibstil dar. Auf der einen Seite hatte das Buch einen sehr ernsten Hintergrund. Herrschen, Intrigen! Brutalität und Mord schien an der Tagesordnung zu sein. Trotzdem hatte ich das Gefühl, vor allen Dingen wenn das Auge auf die Emotionen der Protagonisten gelenkt wurde, dass sich das Buch an ein jüngeres Publikum richtete. Nur vom Stil her, nicht vom Inhalt. Elisabeth Herman schreibt für meinen Geschmack manchmal zu direkt und ich musste das ein oder andere Mal wirklich dem Holzhammer ausweichen. Schade!

 

Alles in allem fand ich die Idee wirklich toll. Ich habe gespürt, dass die Autorin wirklich viel Wert auf historische Genauigkeit gelegt hat, aber Probleme hatte, den Charakteren Leben einzuhauchen, was einerseits am Schreibstil, andererseits wahrscheinlich daran lag, dass sie so viele Perspektivstränge auf relativ wenig Seiten versucht hat, unterzubringen Deshalb vergebe ich drei Sterne.